So wirkt sich der Trend zu Teilzeitarbeit auf die Pensionen aus
Selbst Menschen, die erst mit 48 Jahren ihre Arbeitszeit um 20 % reduzieren, müssen eine sechsstellige Einkommenslücke hinnehmen.
Der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen präsentiert nun eine Studie zur Auswirkung von Teilzeitarbeit auf die Pension.
Nach den Rückschlägen im vergangenen Jahr haben die Pensionskassen im ersten heurigen Halbjahr ein Performance-Plus von 3,28 % erwirtschaftet. Der langjährige Durchschnitt (seit 1991) liegt nun bei 4,90 % pro Jahr, in den letzten zehn Jahren trotz Niedrigzinsphase bei 3,26 %.
Fachverbands-Obmann Andreas Zakostelsky betonte, dass die Pensionskassen nach der Ausnahmesituation des Jahres 2022 wieder auf den Pfad zurückgekehrt sind, „auf dem wir langjährig unterwegs waren“.
Handlungsbedarf aufgrund demografischer Entwicklung
Grundauftrag der Pensionskassen ist es, die Lebensqualität der Menschen zu sichern, so Zakostelsky. Es gilt, einen angemessenen Lebensstandard zu sichern und speziell am unteren Ende der Lebenseinkommensskala vor Altersarmut zu schützen.
Die demografische Entwicklung stellt allerdings eine immense soziale Herausforderung dar; das System droht zu kippen, weil die Anzahl der Einzahler weniger wird und die Anzahl der Pensionsbezieher deutlich zunimmt.
Bis 2050 wird die Anzahl der Menschen über 65 Jahren in Österreich gegenüber 2019 um 57,8 % steigen, die jener zwischen 20 und 65 Jahren aber um 5,6 % sinken. Gab es 2019 noch 1,68 Millionen über-65-Jährige, so dürften es 2050 bereits 2,65 Millionen sein.
Damit wird sich die Anzahl der Beitragszahler, die für einen Pensionsempfänger aufkommen müssen, von 3,26 auf 1,96 reduzieren. Das bedeutet, dass Zusatzpensionen nötig sein werden, um im späteren Lebensabschnitt den Lebensstandard aufrechterhalten zu können.
Belastung des Budgets nimmt zu
Schon heute liegt Österreich beim öffentlichen Pensionsaufwand im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung mit 13,8 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der EU an vierter Stelle; nur Italien, Griechenland und Frankreich geben für die staatlichen Pensionen verhältnismäßig mehr aus.
Bis 2050 wird der Pensionsaufwand massiv weiter steigen. Betrugen die öffentlichen Ausgaben im Jahr 2021 noch 58,7 Milliarden Euro, so werden sie bis 2050 voraussichtlich auf 167,6 Milliarden und damit auf 15,8 % des BIP steigen, bei inflationsbedingt starken Pensionserhöhungen noch mehr.
Dieser Anstieg um zwei Prozentpunkte darf nicht unterschätzt werden, wie Christian Helmenstein, Vorstand des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung, betont. Der Betrag entspricht ungefähr dem gesamten Universitätsbudget oder dem Verteidigungshaushalt.
„Diese zwei Prozentpunkte gehen zu Lasten der Zukunftsfähigkeit des Landes“, warnt Helmenstein. Dabei liegt Österreich einer Mercer-Studie zufolge unter 44 Ländern heute schon bei der nachhaltigen Finanzierbarkeit öffentlicher Pensionen an letzter Stelle.
Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt
Dem nicht genug, wird oft vergessen, dass sich die viel zitierte „Work-Life-Balance“ auch auf die Pensionen auswirkt. Der Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt, in der Teilzeit von der Ausnahme zur Regel wird, verschärft die Situation der umlagefinanzierten Pensionsversicherung noch.
Wie aktuell diese Problemstellung ist, zeigt die Tatsache, dass Teilzeitarbeit in Österreich bei der weiblichen Erwerbsbeteiligung „gerade die 50-%-Marke überschritten hat“. Es stellt sich die Frage, welche Implikationen das auf das Leben im Alter hat.
In einer vom Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen in Auftrag gegebenen Studie zeigt Economica auf, wie hoch der Finanzierungsbedarf ist, um bei Teilzeitbeschäftigung die entstandene staatliche Pensionslücke zu schließen.
Sechsstellige Einkommenslücke durch Teilzeitarbeit
In der Studie wird vom Medianeinkommen in Österreich ausgegangen – also jenem Betrag, unter dem und über dem jeweils genau die Hälfte der Einkommen liegen. Weitere Annahmen sind 45 Versicherungsjahre und eine Reduktion der Arbeitszeit um 20 % (von 40 auf 32 Stunden).
Derzeit ihr ganzes Leben lang vollbeschäftigte Männer verfügen demnach über ein Bruttoerwerbseinkommen von 1.721.074 Euro und ein Bruttopensionseinkommen von 634.147 Euro. Bei Frauen sind es 1.550.464 Euro Erwerbs- und 706.515 Euro Pensionseinkommen.
Je nachdem, wann im Leben die Arbeitszeit reduziert wird, entsteht dadurch eine Einkommenslücke. Bei Männern, die bereits ab 24 Jahren um 20 % weniger arbeiten, beträgt diese 442.115 Euro, bei Frauen 422.635 Euro.
Aber auch dann, wenn die Arbeitszeit erst mit 48 Jahren um ein Fünftel sinkt, bleibt eine sechsstellige Einkommenslücke bestehen: bei Männern 219.245 Euro, bei Frauen 211.498 Euro.
Höchstens 230 Euro monatlich nötig
So würden Männer bei Teilzeit ab 24 Jahren und einer Anspardauer von 41 Jahren monatlich rund 170 Euro und Frauen 150 Euro ansparen müssen; bei einer Reduktion der Arbeitszeit ab einem Alter von 48 Jahren (17 Jahre Anspardauer) sind bei Männern monatlich 230 Euro und bei Frauen 220 Euro nötig.