Geldvermögensreport: 2022 brachte Zäsur
(kunid) Trotzdem konnte Österreich in dem 57 Länder umfassenden Ranking vom 19. auf den 18. Platz vorrücken.
Der Allianz Konzern hat nun seinen 14. „Global Wealth Report“ veröffentlicht. Ein „annus horribilis“, ein schreckliches Jahr sei 2022 für die Sparer gewesen, heißt es gleich zu Beginn des Berichts.
„Der Angriffskrieg Russlands hat den Post-Corona-Aufschwung abgewürgt, eine hohe Inflation gebracht und Wirtschaft und Märkte unter Druck gesetzt“, kommentiert der Konzern.
Nach drei Jahren Wachstum in Folge habe das vergangene Jahr „die erwartete Zäsur“ für die Entwicklung des globalen Geldvermögens gebracht.
In Österreich „in nahezu allen Bereichen Vermögensverluste“
„Hierzulande sehen wir in nahezu allen Bereichen Vermögensverluste, was angesichts der hohen Inflation keine Überraschung ist“, sagt Allianz-Österreich-CEO Rémi Vrignaud.
„Interessant“, so Vrignaud, sei aber, dass österreichische Sparer frisches Geld „erstmals seit zwölf Jahren wieder mehr in Kapitalanlagen als Bankeinlagen investieren“.
Zuführungen zu Bankeinlagen wurden laut Allianz um 40,5 % auf 7,1 Milliarden Euro reduziert, die Ersparnisse sind demgegenüber insgesamt um geringere 32,3 % auf 16,4 Milliarden Euro gesunken.
Wertpapiere wurden um 15,0 % höher dotiert, womit Kapitalmarktprodukte auf einen Betrag an „frischen Ersparnissen“ von 10,6 Milliarden Euro gekommen sind.
Um 3,8 % weniger Netto-Geldvermögen pro Kopf
Insgesamt rückte Österreich im Ranking des Netto-Geldvermögens pro Kopf von Platz 19 auf 18 vor – obwohl der Betrag von 67.930 (2021) um 3,8 % auf 65.330 Euro (2022) gesunken ist. Es rangiert nun einen Platz vor Deutschland (63.540 Euro).
Von den EU-Ländern liegen in dieser Tabelle Dänemark (Platz 3), Schweden (8.), die Niederlande (9.), Belgien (10.), Irland (15.), Italien (16.) und Frankreich (17.) vor Österreich. Angeführt wird die Liste von den USA (253.450 Euro; 2021: 259.780) und der Schweiz (238.780 Euro; 2021: 237.110).
805 Milliarden Euro Brutto-Geldvermögen
Das Brutto-Geldvermögen der österreichischen Haushalte sank 2022 laut dem Bericht um 2,7 % auf 805 Milliarden Euro (90.170 Euro pro Kopf). Damit sind sogar die Verluste während der Finanzkrise (-1,5 %) übertroffen worden.
Im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 sind die Geldvermögen immer noch um 9,4 % höher, allerdings nur nominal. Inflationsbereinigt hat das Vermögen der heimischen Sparer 3,3 % an Kaufkraft verloren.
Das Wachstum der Verbindlichkeiten, das 2021 noch 4,0 % betragen hatte, ging 2022 auf 2,7 % zurück. Sie beliefen sich auf 222 Milliarden Euro (24.840 Euro pro Kopf).
Das Netto-Finanzvermögen lag um 4,6 % unter dem Vorjahreswert. Der Rückgang „lag damit ebenfalls über dem bisherigen ‚Rekord‘ von -4,2 % im Jahr 2008“.
Inflation „der wahre Feind“
In Westeuropa sind alle nominalen Zuwächse „ausradiert“ worden, das reale Geldvermögen ist gegenüber 2019 um 2,6 % gesunken. Jahrelang haben sich die Sparer über die Nullzinsen beschwert, sagt Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran, ihr „wahrer Feind“ sei aber die Inflation.
Und das sei sie schon vor Corona gewesen: „In Österreich hat sich das nominale Vermögen pro Kopf in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht. Inflationsbereinigt liegt der Zuwachs nur noch bei weniger beeindruckenden 36 %.“
Dies unterstreicht die Notwendigkeit „intelligenten Sparens“ und größerer finanzieller Kompetenz.
Prognose mit Fragezeichen
Nach dem Rückgang 2022 dürfte das globale Finanzvermögen 2023 wieder ansteigen. Dafür spricht vor allem die bisherige Entwicklung an den Aktienmärkten.
Insgesamt ist ein Anstieg des globalen Geldvermögens um rund 6 % zu erwarten. Bei einer globalen Inflationsrate von rund 6 % im Jahr 2023 sollte den Sparern ein weiteres Jahr mit realen Verlusten auf ihren Geldvermögen erspart bleiben.
„Die mittelfristigen Aussichten sind eher gemischt“, sagt Co-Autorin Kathrin Stoffel. „Es wird kein geldpolitischer oder wirtschaftlicher Rückenwind zu spüren sein.“ Das durchschnittliche Wachstum der Geldvermögen dürfte sich in den nächsten drei Jahren zwischen 4 und 5 % einpendeln, wenn man von durchschnittlichen Aktienmarktrenditen ausgeht.
„Doch wie das Wetter, das im Zuge des Klimawandels immer extremer wird, sind in der neuen geopolitischen und wirtschaftlichen Landschaft mehr Marktschwankungen zu erwarten. ‚Normale‘ Jahre könnten eher die Ausnahme werden.“