Die Österreicher verlieren ihr Vertrauen in das heimische Gesundheitssystem
(kunid) Hervortretende Argumente für eine private Krankenversicherung sind laut der Umfrage der Wiener Städtischen Wartezeiten sowie Zeitmangel bei kassenärztlicher Behandlung. Ein gutes Drittel der nicht privat Krankenversicherten zeigt sich für einen Abschluss offen.
60 % der Österreicher beurteilen ihre körperliche Fitness positiv (18 % „sehr gut“, 42 % „gut“), 29 % „durchschnittlich“, 11 % schlecht oder sehr schlecht.
Das besagen Ergebnisse einer Umfrage, die das Gallup Institut im Auftrag der Wiener Städtischen durchgeführt hat.
Etwa gleich viele (62 %) beurteilen ihren mentalen Gesundheitszustand positiv (25 % „sehr gut“, 37 % „gut“), 26 % „durchschnittlich“ und ebenfalls 11 % schlecht oder sehr schlecht.
Mentales Wohlbefinden hat sich bei einem Fünftel verschlechtert
Rund ein Fünftel (22 %) gab an, der mentale Gesundheitszustand habe sich in den letzten zwölf Monaten verschlechtert.
Von diesen 222 Personen gaben 26 % Probleme wie Schmerzen, Krankheit, Operation oder Long Covid an. Dahinter liegen Stress und Burn-out (23 %), ein Fünftel (21 %) nennt Ängste, Sorgen, Existenzangst, Zukunftssorgen, Unsicherheiten.
37 % dieser Gruppe geben an, auf professionelle Hilfe zurückzugreifen (2022: 25 %), weitere 29 % (2022: 40 %) könne sich das für die Zukunft vorstellen.
Von jenen 65 Personen, die angaben, keine professionelle Hilfe zu nutzen, wurden verschiedene Gründe genannt: 62 % sagen, sie kommen auch ohne (einigermaßen) gut zurecht. 33 % ist eine private Therapie zu teuer, 19 % sind die Kassenzuschüsse zu gering, sodass eine Therapie nicht leistbar ist.
Alternativmedizin gehört für viele – mehr oder weniger – „dazu“
Wie stehen die Österreicher zur Alternativ- bzw. Komplementärmedizin? 29 % (2022: 24 %) sagen, sie gehöre zur Gesundheitsvorsorge dazu. Weitere 43 % (2022: 45 %) schließen sich dem „eher“ auch an.
18 % aller Befragten haben in den vergangenen 12 Monaten einmal oder mehrmals solche Behandlungen in Anspruch genommen; weitere 37 % haben das ebenfalls schon getan, es ist aber schon länger her.
Solche Behandlungen kommen vor allem bei Nacken- und Rückenschmerzen (53 % der Befragten) zum Zug, aber etwa auch bei Stress und Nervosität (28 %), Magen-Darm-Beschwerden (24 %) sowie allgemeinen Gelenkschmerzen und Kopfschmerzen/Migräne (jeweils 23 %).
Vor allem Homöopathie im Einsatz
Eingesetzt wird (bzw. wurde) mehrheitlich Homöopathie (57 % von 551 Befragten), gefolgt von Akupunktur (39 %) und Bachblütentherapie (28 %). Osteopathie und Traditionelle Chinesische Medizin nutzen 21 %.
Wie wird der Erfolg der Behandlung beurteilt? Auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 vergeben 33 % die Bestnote, 37 % geben einen 2er, 31 % einen 3er.
Gründe für die Nutzung von Alternativmedizin sind mehrheitlich nicht in einer Ablehnung der Schulmedizin zu finden: 68 % der 551 Nutzer sehen in der Alternativmedizin eine gute Ergänzung. 42 % greifen auf sie zurück, um einen aktiven Beitrag zur eigenen Gesundheit zu haben.
16 % bevorzugen Alternativ- gegenüber Schulmedizin. 15 % sagen: Die Schulmedizin hat keine zufriedenstellenden Optionen für mich. 9 % sprechen von schlechten Erfahrungen mit der Schulmedizin.
Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem sinkt
Die Zufriedenheit mit dem österreichischen Gesundheitssystem hat in den letzten zwei Jahren gelitten. 2021 benoteten es – wieder auf einer fünfteiligen Skala – noch 20 % aller Teilnehmer mit der Note „1“ und 48 % mit „2“.
Der Anteil der positiv Gestimmten verringerte sich 2022 auf 15 % Einser und 41 % Zweier. In der aktuellen Umfrage gibt weniger als die Mehrheit Bestnoten: 13 % Einser und 34 % Zweier. Ein „Befriedigend“ gibt es von 34 % (2022: 28 %; 2021: 22 %).
64 % (2022: 68 %) gehen überwiegend zu Kassenärzten, 12 % (2022: 9 %) überwiegend zu Wahlärzten. Bei 22 % (2022: 19 %) hält sich das die Waage.
Wartezeiten und Zeitmangel Argumente für private Versicherung
Was spricht aus Sicht der Befragten für eine private Gesundheitsvorsorge?
Für fast zwei Drittel (62 %) sind lange Wartezeiten für Termine bei Kassenärzten ein Argument, für 54 % der Umstand, dass beim Kassenarzt zu wenig Zeit für Patienten zur Verfügung stehe.
Auch „steigende Selbstbehalte für Leistungen“ und „Leistungseinschränkungen in der gesetzlichen Krankenversicherung (z.B. alternativmedizinische Behandlungen)“ werden als Grund für private Gesundheitsvorsorge angeführt.
Gutes Drittel der nicht Versicherten für Abschluss offen
Von den 285 Personen, die angaben, bereits privat krankenversichert zu sein, gaben 48 % an, dass sie eine Privatarztversicherung haben, 47 % sind sonderklasseversichert, 41 % haben eine Krankenhaus-Taggeld-Versicherung.
688 der befragten 1.000 Personen gaben an, keine private Krankenversicherung zu haben. Interesse an einem Abschluss ist zwar nur bei einer Minderheit gegeben. Immerhin wollen aber laut der Umfrage 8 % „auf jeden Fall“ eine abschließen, 29 % „eher ja“.