Jeder Dritte fällt bei strengeren Wohnkredit-Regeln künftig durch

Jeder Dritte fällt bei strengeren Wohnkredit-Regeln künftig durch

(kunid) Eine aktuelle Analyse zeigt: Bis zu 39 % der Wohnungskäufer und Häuslbauer, die bisher einen Immo-Kredit erhalten haben, würden ab Juli verbindliche Vergabekriterien nicht erfüllen. Steigende Zinsen und Immobilienpreise werden die Situation noch weiter verschärfen. Viele Banken sind schon jetzt rigider bei der Kreditvergabe, die Kreditzinsen ziehen an.

Die strengeren Wohnkredit-Regeln ab Jahresmitte dürften für viele Menschen in Österreich auf dem Weg zum Eigenheim eine unüberwindbare Hürde werden: Die Finanzmarktaufsicht hat angekündigt, ab Juli 2022 den Banken strengere Standards bei der Kreditvergabe verbindlich vorzuschreiben.

„Mehr als jeder dritte Wohnungskäufer und Häuslbauer in spe wird nach den künftigen verbindlichen Kreditvergaberegeln bei den Banken abblitzen”, rechnet Reinhold Baudisch, Geschäftsführer der Vergleichsplattform Durchblicker. Schon jetzt sind viele Banken zurückhaltender bei der Kreditvergabe.

Das bemerkenswerte Ergebnis der aktuellen Untersuchung – verglichen wurden seit dem Jahr 2020 vermittelte Immobilienkredite: Bis zu 39 % wären demnach nicht in der Lage gewesen, die künftig vorgegebenen Vergabekriterien zu erfüllen.

Neue Parameter

20 % Eigenkapital wird bei Immobilienkrediten dann Pflicht, die Kreditrate darf 40 % des Haushaltsnettoeinkommen nicht überschreiten, die Laufzeit wird mit maximal 35 Jahren begrenzt.

Wer künftig einen Kredit für Haus- oder Wohnungskauf aufnehmen will, muss damit ausreichend gut verdienen und entweder mehr Erspartes mitbringen oder entsprechende Sicherstellungen vorweisen können.

Junge Menschen können sich keine Wohnung mehr leisten

Schon bisher waren viele Österreicher zur Miete gezwungen. Mit den neuen Wohnkredit-Regeln rückt der Traum vom Eigenheim für noch mehr Menschen in weite Ferne. Vor allem junge Menschen werden sich keine eigene Wohnung mehr leisten können. Wenn die Zinsen wieder steigen und der Aufwärtstrend bei den Immobilienpreisen anhält, wird sich die Situation noch weiter verschärfen.

Es werden hier massive Anstrengungen der Politik benötigt, um in einer solchen Situation, wie im Regierungsprogramm vorgesehen, verstärkte Eigentumsbildung für viele und nicht nur für einige wenige zu ermöglichen, warnen Experten.

Laut Nationalbank werden derzeit bei „mehr als der Hälfte“ der vergebenen Kredite die künftigen Mindestkriterien „nicht vollständig erfüllt“. Laut gegenständlicher Analyse wären voraussichtlich bis zu 29 % der Antragsteller letztlich nicht in der Lage, die in Zukunft notwendigen 20 % Eigenkapital aufzubringen.

Noch einmal weitere 10 % scheiterten bei den Kreditraten für eine maximal 35-jährige Laufzeit an der Einkommensuntergrenze.

Finanzmarktaufsicht erhöht schon jetzt Druck auf Banken

Schon in den vergangenen Monaten hat die Finanzmarktaufsicht den Druck auf die Banken erhöht und vor allem auf höhere Eigenkapitalquoten bei der Kreditvergabe gedrängt. Viele, vor allem größere Banken, folgen der Aufforderung bereits.

Aufgrund der historisch niedrigen Zinsen ist die Nachfrage und die Zahl der vergebenen Immobilienkredite zuletzt stark gestiegen.

Der Boom am Immobilienmarkt hat allerdings auch die Immobilienpreise steigen lassen. Viele Haushalte können sich alleine deshalb schon jetzt kein Eigenheim mehr leisten.

Dem sollen die strengeren Kreditregeln entgegenwirken.

Fixverzinste Kredite immer noch zu historisch niedrigen Konditionen angeboten

Ob die strengeren Kredit-Regeln und künftig wieder höhere Zinsen längerfristig dazu beitragen werden, dass sich der rasante Anstieg der Immobilienpreise wieder einbremst, wird sich zeigen.

Schon alleine aufgrund des zu erwartenden Zinsanstiegs sollte man sich aber noch vor dem Sommer entscheiden, wenn man ein Eigenheim anstrebt.

Auch wenn etliche Banken seit Jahresbeginn ihre Zinsen bereits um 0,375 bis 0,5 Prozentpunkte bei den Fixzinssätzen angehoben haben, erhält man fixverzinste Kredite nach wie vor zu historisch niedrigen Konditionen.


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