Investieren Frauen wirklich weniger risikofreudig?
(kunid) Auch wenn immer mehr Frauen das Thema Geldanlage heute stärker in den Fokus rücken, investieren viele nach wie vor sicherheitsorientierter als Männer. An mangelndem finanziellem Spielraum scheint das aber nicht zu liegen: Wie eine europaweite Umfrage zum Thema Frauen und Geldanlage von J.P. Morgan Asset Management ermittelt hat, verfügen Europäerinnen zwischen 30 und 65 Jahren über ein angespartes Kapital von rund 200 Milliarden Euro.
Frauen sind weniger risikofreudig, wenn es um mögliche Kursschwankungen und Verluste geht. Sagt man. Stimmt das aber auch? Eine aktuelle Befragung von J.P. Morgan Asset Management geht dieser und weiteren Fragen auf den Grund.
45 Milliarden Euro entfallen auf Frauen aus Deutschland und Österreich. Das sind wohlgemerkt nicht die gesamten Ersparnisse der befragten Frauen, sondern ist vielmehr der potenzielle zusätzliche Anlagebetrag, den sie für Kapitalmarktinvestments in Betracht ziehen würden – wenn sie nur die richtige Motivation finden würden.
Ein Vergleich auf Länderebene zeigt: Die Einstellungen zu Geldanlage und Vermögensaufbau unterscheiden sich in den einzelnen Ländern teils deutlich. Wobei: Frauen in Österreich und Deutschland verhalten sich weitestgehend ähnlich.
So verfolgen hierzulande mehr als zwei Drittel einen Lebensplan und haben klare Ziele vor Augen (68 %). In den anderen Ländern trifft das mit 58 % seltener zu. Außerdem mögen Deutsche und Österreicherinnen das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, wenn es um ihre Finanzen geht – das bestätigen 80 % im Vergleich zu 71 % in den anderen europäischen Ländern.
Sicherheit und ein sorgenfreier Ruhestand haben Priorität
Die Gruppe der Frauen mit Affinität zum Anlegen ist in Deutschland und Österreich mit 57 % etwas stärker ausgeprägt als auf europäischer Ebene (53 %). So sind besonders viele Frauen in Österreich und Deutschland im Veranlagungs-Segment „Selbstsicher und kontrolliert“ zu finden – mit 26 % jede Vierte der Befragten. Europaweit ist der Anteil dieses Anlagetyps mit 16 % deutlich geringer.
Aber auch aus dem sparaffinen Segment ist eine Gruppe in Deutschland und Österreich stärker vertreten als im europäischen Durchschnitt. Die „Erklärten Traditionalistinnen“ sind mit 15 % die drittgrößte Gruppe, während sie in Europa mit 12 % etwas seltener zu finden sind. Erklärte Traditionalistinnen vermeiden Risiken und betrachten sie nicht als Chance, mehr aus ihrem Geld machen zu können. Angesichts des anhaltenden Niedrigzinses und ersten Einführungen von Negativzinsen für Spareinlagen ist diese Strategie heutzutage aber alles andere als zielführend.
Eine andere hierzulande überdurchschnittlich vertretene Gruppe, die der Geldanlage deutlich aufgeschlossener gegenübersteht, ist das Segment „Aktiv und zielgerichtet“ – mit 13 % in Deutschland und Österreich auf Rang 4. Sie sind gut über das Thema Geldanlage informiert, möchten, dass ihr Geld für sie arbeitet und sind häufig bereit, für bessere Qualität mehr zu bezahlen.
„Bloß kein Risiko“
Trotz dem ausgeprägten Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit und einem sorgenfreien Ruhestand bevorzugt mit 54 % insgesamt rund jede zweite Frau in Deutschland und Österreich Anlagen mit geringen oder keinen Wertschwankungen – dass diese Anlagen niedrigere Erträge abwerfen, akzeptieren sie. Damit sind Deutsche und Österreicherinnen noch weniger risikofreudig als die Frauen in den anderen untersuchten Ländern. Nur jede fünfte Deutsche und Österreicherin bevorzugt Investments, die höhere Renditechancen bieten, aber eben auch mit höheren Risiken verbunden sind.
Doch gerade mit Blick auf den langfristigen Vermögensaufbau und die Altersvorsorge sollten Frauen, die höheren Renditechancen am Kapitalmarkt nutzen. Denn allein mit Spareinlagen werden sie mittelfristig keine auskömmliche Rendite mehr erzielen können. Da so viele Frauen über Bareinlagen und Sparprodukte verfügen, bietet sich für sie ein enormes Wachstumspotenzial, wenn man sie darin bekräftigt, langfristig mehr aus ihrem Geld zu machen. Natürlich: Mit einem Engagement in Wertpapiere sind auch Risiken verbunden.
Umso wichtiger ist es, sich zu verdeutlichen, dass Investments Teil des Lebensplans sein sollten, da sie helfen, die angestrebte finanzielle Unabhängigkeit zu ermöglichen. Das Verständnis von Marktmechanismen – gerade bei einem längerfristigen Anlagehorizont – wird dazu beitragen, finanzielles Selbstvertrauen aufzubauen und größere Selbstsicherheit im Umgang mit Anlageprodukten zu erreichen.