Das sind die neuen Bauernregeln der Veranlagung

Das sind die neuen Bauernregeln der Veranlagung

(kunid) Die jüngste Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat Investoren-Hoffnungen auf eine Kehrtwende bei den Zinsen auf längere Sicht zunichte gemacht. Ausgehend von dem neuen Negativspitzenwert von minus 0,5 % für Zentralbankhinterlegungen erwartet die Bankhaus Krentschker & Co. AG lange anhaltende „Nullzinsen“, sodass es „neue Bauernregeln der Veranlagung braucht“ und die Vermögensbildung strategisch neu geplant werden muss.

Viele alte Anlegerweisheiten müssen laut dem Bankhaus Krentschker über Bord geworfen werden, „neue Bauernregeln der Veranlagung“ seien angebracht.

Aktien zentral für Vermögensaufbau

Aktien sind in Österreich bei den Anlegern – immer noch – unterrepräsentiert. Die Quote der Aktionäre an der Gesamtbevölkerung kommt selbst in sehr guten Aktienjahren über 7 % nicht hinaus. Im angloamerikanischen Raum hat jede Hausfrau ihr Aktiendepot, während in Europa den Anlegern jedes Jahr Milliarden an Erträgen entgehen.

So wurden in Österreich im Vorjahr bis zu 5 Milliarden Euro durch die Veranlagung am Sparbuch verloren. Aktien stellen seit der Finanzkrise 2008 das zentrale Element der Vermögensbildung dar, stellt das Bankhaus Krentschker klar.

Empfehlung: Aktienanteil mindestens 30%

Der Aktienanteil im persönlichen Portfolio sollte daher entsprechend der persönlichen Risikobereitschaft angepasst werden – aber immer mit dem Augenmerk darauf, dass Aktienquoten von über 30 % langfristig notwendig sind, um die von der EZB angestrebte langfristige Inflation von rund 2 % p.a. abdecken zu können.

Ein ausbalanciertes Portfolio soll auch im Zusammenhang mit der Währungsgewichtung entsprechend der weltweiten Marktkapitalisierung zusammengestellt sein.

Waren früher aktive Fonds maßgeblich in den Portfolios vertreten, sind heute ETFs, also börsennotierte standardisierte Fonds, gängig. Damit können Strategien entsprechend der Weltindizes flexibel aufgebaut werden.

Langfristige Strategie benötigt

Vor rund zehn Jahren war der Anleiheanteil in einem Portfolio durchschnittlich noch deutlich höher als heute. Mit der heute dominierenden Vermögensklasse der Aktien ist es notwendig, den Anlagehorizont auf 15 Jahre oder länger zu legen.

Gerade bei der Vermögensbildung der jüngeren Generation bzw. zur frühen maximalen Schließung der Pensionslücke ist ein langfristiger Aufbau anzuraten.

Bei dieser langfristigen Strategie kann auch ein Ummanteln des Portfolios mittels einer Versicherungspolizze gerade bei hohen Aktienanteilen im Portfolio große steuerliche Vorteile bringen, da neben der einmaligen Versicherungssteuer die Kursgewinne der Wertpapiere während der Laufzeit steuerfrei sind. Gleichzeitig wird dadurch auch die Vermögensweitergabe noch entscheidend vereinfacht.

Antizyklisch handeln, Herdentrieb vermeiden

Alle Studien zeigen, dass ein oftmaliger Wechsel der Strategie nicht zu Erfolg führt. Dieser Herdentrieb bedeutet in der Regel, dass auf die jeweilige Situation zu spät reagiert wird und vor allem zyklisch ge- oder verkauft wird.

Genau das Gegenteil ist lohnend, nämlich: Kaufen, wenn die Märkte billig sind und verkaufen entsprechend ihrer vorgegebenen Struktur, wenn sie teuer sind.

Und das Sparbuch?

Das gute, alte Sparbuch hatte früher geldvermehrende Funktion. Der Konsumverzicht und der stattdessen am Sparbuch geparkte Geldbetrag wurde ähnlich der Anleihe mit Zinssätzen honoriert, die eine Abgeltung der Inflation sicherstellten. Oftmals war bei längeren Bindungen auch ein Nettozuwachs durchaus möglich.

Heute hat das Sparbuch den typischen Notgroschen- oder Liquiditätsreserveeffekt. Eine Autoreparatur oder andere unerwartete Gründe für kurzfristigen Geldbedarf können damit abgedeckt werden. Für höhere Beträge ist der nicht vorhandene Zinssatz uninteressant geworden.

Und Anleihen?

Anleihen oder Schuldverschreibungen sind bezüglich ihres Zahlungsstroms und Auswirkung größeren Beträgen am Sparbuch ähnlich.

Es wird Unternehmen oder Banken für eine bestimmte Laufzeit Kapital zur Verfügung gestellt. Diese Vermögensklasse, welche bei Anlegern und Investoren sehr beliebt war, hat bei Emittenten guter Bonität und Laufzeiten unter zehn Jahren in der Regel bereits negative Renditen.

Damit fällt diese Vermögensklasse bei der Vermögensbildung aus, hat aber ihre Funktion noch als Stabilitätspuffer in gemischten Portfolios.

Und Gold und Rohstoffe?

Gold gehört in jede Vermögensbildungsstrategie, wirft jedoch kaum Zinsen ab. Dieser Nachteil ist beim aktuellen Zinsniveau jedoch vernachlässigbar. Trotzdem dient Gold bestenfalls als kurzfristige „Krisenwährung“ und als Absicherung bei Inflationsgefahren.

Der Goldmarkt ist eng, volatil und daher ebenso wie andere Märkte starken Bewegungen in beide Richtungen ausgesetzt. Daher gilt Gold als Depotabrundung für systemische Krisenfälle, weniger als zentraler Baustein eines ausgewogenen Portfolios.

Rohstoffe sind wie Gold von kleineren, engen Märkten geprägt. Außerdem ist es in vielen Rohstoffen nicht möglich, sich am Kassamarkt einzukaufen. In diesem Sinne: Investieren Sie gut! – mit den neuen Bauernregeln der Veranlagung.


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