Mehrheit der Österreicher empfindet Wohnen als nicht mehr leistbar
(kunid) Eine schnell wachsende Bevölkerung in Österreich führt zu „gefühlt rasant steigenden Immobilienpreisen“. Verhält es sich auch tatsächlich so? Eine aktuelle Umfrage hört ins Land hinein: Wie (teuer) wohnt Österreich?
Laut einer aktuellen Umfrage von Integral im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen bedeutet „Wohnen“ eine immer größere finanzielle Belastung im Haushaltsbudget. Die Online-Befragung mit rund 1.800 Teilnehmern (16-69 Jahre) rund um das Thema „Leistbares Wohnen“ wurde im Juni 2019 durchgeführt. Diese ist repräsentativ für die österreichische Bevölkerung.
Heftig ist: Knapp die Hälfte der Österreicher halten Wohnen für nicht mehr leistbar.
Auch die Prognose für die Zukunft ist düster, denn drei Viertel der Österreicher gehen davon aus, dass Wohnen im Jahr 2030 kaum mehr bezahlbar sein wird.
Die Ergebnisse der Untersuchung im Detail.
Mieten und Immobilienpreise steigen stärker als Einkommen
Neun von zehn Österreicher sagen laut Integral-Befragung, dass die Miet- und Immobilienpreise stärker gestiegen sind als die Einkommen. Dass es sich hierbei nicht nur um ein Gefühl handelt, zeigt auch die Statistik.
Laut offiziellen Quellen sind die Häuserpreise seit 2008 fast dreimal und die Mietpreise bei Neuvermietungen fast doppelt so stark gestiegen als das Haushaltseinkommen der Österreicher. „Diese Entwicklungen sind problematisch. Die Wohnkosten sollten maximal 30 % des Einkommens betragen, doch heute verschlingt der Faktor Wohnen bei vielen Österreichern bereits deutlich mehr“, so Peter Bosek, Vorstandsvorsitzender der Erste Bank.
Ein zusätzliches Problem sind die vermehrt am Markt auftretenden befristeten Mietverträge. Zwischen 2008 und 2018 erhöhte sich der Anteil der befristeten Mietverträge im privaten Bereich von 30,2 auf 45,8 %.
Der Grund: Vermieter wollen sich nicht mehr lange binden, um zukünftige Preissteigerungen noch besser nutzen zu können.
Gemeinnütziger Wohnbau für Österreicher wichtig
87 % der befragten Österreicher erachten den gemeinnützigen Wohnbau als wichtig. Das ist einmal die Ausgangslage.
Laut Statistik Austria leben auch sechs von zehn Mietern in einer Genossenschafts- oder Gemeindewohnung.
Im Schnitt werden rund 15.000 geförderte Wohnungen pro Jahr in Österreich fertiggestellt, doch der Bedarf an geförderten Wohnungen beträgt 22.000 Einheiten pro Jahr, so Bosek.
Es fehlen also rund 7.000 günstige Wohnungen pro Jahr und damit schießen die Immobilienpreise gerade im bisher günstigen und mittleren Segment durch die Decke.
Niedrige Zinsen bieten Chance auf Eigentum
Eine Möglichkeit, den stetig steigenden Mieten zu entgehen, besteht darin, sich eine Immobilie zu kaufen.
Die Immobilienpreise sind aber deutlich gestiegen und es ist nicht einfach, noch leistbare Eigentumswohnungen zu finden. Mit etwas Ausdauer sind aber geförderte Eigentums- oder Genossenschaftswohnungen noch zu haben.
Fakt ist: Der Null-Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) macht Kreditzinsen so günstig wie noch nie und damit sind auch die Eigenmittelkredite für z.B. Genossenschaftswohnungen günstig zu finanzieren.
Thomas Schaufler, Vorstand der Erste Bank, prognostiziert: „Die Niedrigzinsphase wird auch noch länger anhalten. Man kann es gar nicht oft genug betonen: Diese niedrigen Zinsen muss man sich sichern.“ Bleibt noch anzufügen: Vorsicht muss man jedenfalls walten lassen.