Wie lange Unternehmen auf ihr Geld warten müssen

Wie lange Unternehmen auf ihr Geld warten müssen

(kunid) Die griechischen und italienischen Unternehmen warten am längsten darauf, dass ihre Geschäftskunden ihre Rechnungen bezahlen. In Österreich zahlt mehr als die Hälfte der Kunden innerhalb der Zahlungsfrist, zeigt eine aktuelle Studie eines Kreditversicherers. Öfter als in anderen Ländern nutzen die Kunden der österreichischen Unternehmen ausstehende Rechnungen als Finanzierungsinstrument.

Unternehmen in Griechenland und Italien kämpfen am häufigsten mit überfälligen Rechnungen und nicht einziehbaren Forderungen. In Österreich ist die Zahlungsmoral im Vergleich zu anderen europäischen Ländern durchschnittlich gut. Das zeigt das aktuelle Zahlungsmoralbarometer eines Kreditversicherers. Für die Studie wurden im ersten Quartal 2015 etwa 3.000 Unternehmen aus 13 Ländern Europas befragt.

Die Mehrheit der Kunden in Österreich zahlt fristgerecht

In Italien stehen über 50 Prozent der inländischen Forderungen auch nach dem Fälligkeitstermin noch aus, in Griechenland 45 Prozent. In Schweden sind zu dem Zeitpunkt dagegen nur noch 20 Prozent und damit am wenigsten Rechnungen offen.

In Österreich wurden 41,6 Prozent des Gesamtwerts der inländischen Business-to-Business-Forderungen zu spät bezahlt. Das entspricht etwa dem westeuropäischen Durchschnitt (40,2 Prozent). Der Anteil überfälliger Rechnungen ausländischer Geschäftskunden lag bei den österreichischen Befragten bei 39,6 Prozent und damit über dem Durchschnitt von 35,4 Prozent.

Die in- und ausländischen Geschäftskunden österreichischer Firmen bezahlen ihre überfälligen Rechnungen im Durchschnitt 21 Tage nach dem Fälligkeitstermin, einen Tag eher als im Studiendurchschnitt. Bei den ausländischen Kunden sind es 23 Tage, drei mehr als im Schnitt.

Hiesige Unternehmen haben unterdurchschnittliche Zahlungsfrist

Die befragten Unternehmen in Österreich gewähren ihren inländischen Kunden im Durchschnitt eine Zahlungsfrist von 22 Tagen. Diese Frist ist in den vergangenen beiden Jahren etwa gleich geblieben. Sie ist vergleichbar mit der durchschnittlichen Zahlungsfrist in Deutschland (20 Tage), liegt aber weit unter dem Durchschnitt für Westeuropa (34 Tage).

Den ausländischen Geschäftskunden wird mit 25 Tagen im Schnitt etwas mehr Zeit für die Bezahlung von Rechnungen eingeräumt. Das sind sieben Tage weniger als im westeuropäischen Durchschnitt. Unter allen untersuchten Ländern gewähren die Firmen aus Griechenland, Italien und Spanien mit einer Frist von 51 bis 70 Tagen mit Abstand die längsten Zahlungsziele in Europa.

Verzug durch Liquiditätsprobleme

Im Vergleich zu 51,4 Prozent in Westeuropa gaben nur 43,4 Prozent der Teilnehmer in Österreich an, dass mangelnde Liquidität die häufigste Ursache für Zahlungsverzug im Inland sei. Damit ist dieser Prozentsatz 2015 wieder gestiegen. 2014 war er noch stark gefallen.

In Griechenland haben 84 Prozent der Befragten die mangelnden finanziellen Mittel als Grund für verspätete Zahlungen ihrer Geschäftspartner im Inland angegeben. In Italien liegt der Wert bei 73 Prozent. Liquiditätsprobleme als Grund für Zahlungsverzögerungen aus dem Ausland sehen außerdem 47,5 Prozent der Österreicher und 37 Prozent der Befragten in Westeuropa.

Dass die Geschäftskunden ausstehende Rechnungen als Finanzierungsinstrument nutzen, sehen die österreichischen Unternehmen als einen weiteren Grund für die Verzögerungen an. 54,2 Prozent der österreichischen Teilnehmer gaben diesen Umstand für Kunden im Inland (Studiendurchschnitt 34 Prozent) und 49,2 Prozent bei Kunden im Ausland (29,4 Prozent) an. Hier erreicht Österreich die höchsten Werte aller in Westeuropa untersuchten Länder.

Länderspezifisch unterschiedliche Zahlungsmoral

Bei den Zahlungsausfällen ist der Umfrage zufolge Griechenland Spitzenreiter. Insgesamt 3,3 Prozent vom Gesamtwert der offenen Forderungen können nur noch als Verlust abgeschrieben werden, dicht gefolgt von Italien mit 2,5 Prozent. Der Durchschnitt liegt bei 1,2 Prozent, Österreich liegt mit 0,7 Prozent darunter.

Ein weiteres Studienergebnis ist, dass uneinbringliche B2B-Forderungen im Inland meistens in den Branchen Dienstleistungen, Bau und langlebige Verbrauchsgüter auftreten.

Zahlungsunfähigkeit und Geschäftsaufgabe der Kunden waren in Österreich bei einem größeren Anteil die Gründe für Forderungsausfälle als in Westeuropa (72 zu 66,4 Prozent). Etwa ein Viertel der österreichischen Teilnehmer gab auch an, dass Forderungen nicht eingebracht werden können, weil der Kunde nicht lokalisierbar ist, im Durchschnitt waren es dagegen 21 Prozent.

Absicherung gegen Zahlungsmuffel

Unternehmen, die das finanzielle Risiko von Zahlungsausfällen vermindern möchten, finden übrigens in der Versicherungswirtschaft entsprechende Lösungen. Eine Forderungsausfall-Polizze, auch Warenkredit-Versicherung genannt, springt ein, wenn berechtigte und nachweisliche Forderungen aus Warenlieferungen und/oder aus Dienstleistungen in einem bestimmten Zeitraum nicht bezahlt wurden.

Die Forderungsausfall-Versicherung erspart dem Unternehmen dabei den oftmals erfolglosen Gang zum Anwalt oder zum Inkassobüro. Um es gar nicht zum Schaden kommen zu lassen, werden je nach Vertragsvereinbarung durch den Versicherer Kreditprüfungs- und Überwachungsaufgaben übernommen.

Sollte es dennoch zu Forderungsausfällen kommen, werden diese abzüglich einer vereinbarten Selbstbeteiligung vom Versicherer übernommen. Die Forderungsausfall-Versicherung wird für fast jede Branche und jede Firmengröße angeboten.


Allgemein
Kommentare sind geschlossen.