Der „erste Vorsorge-Check“: Wie gesund junge Männer sind
(kunid) Die Musterung beim Bundesheer ist ein erster großer Gesundheitstest für Österreichs Männer. Vor Kurzem wurden die Fakten veröffentlicht, wie die Ergebnisse 2013 ausfielen. Von den 42.129 Stellungspflichtigen waren 60 Prozent tauglich, aber mehr als 80 Prozent wiesen mindestens ein Gesundheitsproblem auf. Unter den häufigsten Diagnosen: Augen- sowie Muskel-Skelett-Krankheiten, psychische und Verhaltensstörungen, Gewicht und Stoffwechselstörungen.
Die Mehrheit der Männer denkt zwar öfters über die Gesundheit nach, aber nur ein Drittel der 20- bis 69-Jährigen gibt an, sich einmal im Jahr – oder auch öfter – einer Vorsorgeuntersuchung zu unterziehen. Zu diesem Resultat kam kürzlich eine Umfrage des Markt- und Meinungsforschungs-Unternehmens Marketagent.com online Research GmbH und der Movember-Stiftung, einer Organisation im Bereich Männergesundheit.
Für so manchen Mann dürfte die Musterung beim Bundesheer der erste größere und womöglich für längere Zeit auch letzte Gesundheits-Check sein. Wie es um die Gesundheit von Österreichs jungen Männern steht, zeigen aktuelle Daten des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport, die die Statistik Austria zusammengestellt hat.
Sechs von zehn „Gemusterten“ voll tauglich
Im Rahmen der ärztlichen Untersuchungen der Stellungspflichtigen wurden vergangenes Jahr 60 Prozent der 42.129 „Kandidaten“ für voll tauglich befunden. Weiteren 20,4 Prozent wurde eingeschränkte Tauglichkeit bescheinigt. Neun Prozent waren vorübergehend untauglich und 10,6 Prozent untauglich.
Den höchsten Anteil der als eingeschränkt und voll tauglich eingestuften Stellungspflichtigen mit 87,1 Prozent gab es im Jahr 2000. Hier waren „nur“ 12,9 Prozent untauglich oder vorübergehend untauglich. 2013 dagegen gab es anteilig die wenigsten eingeschränkt und voll Tauglichen mit insgesamt 80,4 Prozent und mit 19,6 Prozent die meisten untauglich oder vorübergehend untauglich eingestuften Stellungspflichtigen in der Musterung im Vergleich zu allen anderem Jahren.
Mit 56,1 Prozent waren 2005 die wenigsten und 1997 mit 69,7 Prozent die meisten als voll tauglich eingestuft. Im Gegensatz dazu waren 2012 Stellungspflichtige mit einem Anteil von 10,7 Prozent und im Jahr 2000 mit 8,1 Prozent die wenigsten als untauglich bei der Musterung bewertet worden.
Die gesundheitlichen Probleme
Was die Beschwerden betrifft, so spielt das Körpergewicht eine relativ große Rolle. Bei 4.523 Personen wurde Adipositas (Fettleibigkeit) festgestellt. „Das durchschnittliche Körpergewicht hat in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen – von 70,7 Kilogramm im Jahr 1990 auf 74,3 Kilogramm im Jahr 2013“, so die Statistiker. Zugleich sei die durchschnittliche Körpergröße nur geringfügig von 177,1 Zentimeter im Jahr 1990 auf 177,9 Zentimeter im Jahr 2013 gestiegen.
Vor allem habe sich in diesem Zeitraum der Anteil der Stellungspflichtigen mit einem Körpergewicht von 90 Kilogramm und mehr vergrößert. Er stieg von 5,8 Prozent 1990 auf 13,2 Prozent 2013. Somit sei der Anteil der laut Body-Mass-Index als adipös eingestuften Stellungspflichtigen von 3,1 auf 8,1 Prozent gewachsen.
Die Statistiker machen auch auf Unterschiede zwischen den Bundesländern aufmerksam: Unterdurchschnittliche Anteile adipöser Stellungspflichtiger wiesen 2013 Salzburg (5,7 Prozent), Tirol (5,8 Prozent), Kärnten (6,0 Prozent) und Vorarlberg (6,3 Prozent) auf. Höher waren sie im Burgenland (10,0 Prozent), in Wien (9,0 Prozent) und der Steiermark (8,8 Prozent). Rund jeder dritte Stellungspflichtige war Raucher (36,3 Prozent). Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Jahr 2000, als es noch 52 Prozent waren.
Fast jeder wies zumindest eine Diagnose auf
Krankheiten der Atmungsorgane wurden 2013 in knapp 7.903 Fällen festgestellt. Noch häufiger waren psychische Störungen und Verhaltensstörungen (8.391 Fälle oder 20,7 Prozent) sowie Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (9.739 Fälle oder 23,1 Prozent).
Am häufigsten wurden Krankheiten des Auges (15.104 Fälle oder 35,9 Prozent) sowie Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (16.910 Fälle oder 40,1 Prozent) festgestellt.
Krebs (1,6 Prozent) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (7,7 Prozent) spielten in der Altersgruppe der Stellungspflichtigen eine untergeordnete Rolle. 83,4 Prozent der im Jahr 2013 Untersuchten wiesen mindestens eine medizinische Diagnose nach der „ICD-10“-Codierung auf.
Vorsorge statt krank werden und bleiben
Die Daten zeigen, dass es auch für junge Männer – dies gilt aber auch für junge Frauen – durchaus sinnvoll ist, sich regelmäßig einer Gesundheitskontrolle zu unterziehen, um Gesundheitsrisiken oder Krankheiten zu erkennen und somit frühzeitig dagegen vorzugehen.
Denn eine frühzeitige Behandlung bestehender Gesundheitsrisiken wie Adipositas kann mögliche Krankheiten verhindern. Auch bereits bestehende Krankheiten können durch eine frühzeitige Therapie oftmals erfolgreicher behandelt werden, als wenn ein Leiden jahrelang unbehandelt bleibt.
In der Sozialversicherung spielt die Prävention daher eine große Rolle. Unter anderem hat die Sozialversicherungs-Anstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) ein Programm, das bei Erreichen von „Gesundheitszielen“ eine Reduktion des Selbstbehalts bewirkt. Auch die privaten Krankenversicherungen offerieren seit langem Präventionsangebote wie regelmäßige medizinische Kontrollen, Fitness-Trainings und Anleitungen zur Stressbewältigung.