OECD: Arbeitsumfeld verbessern oder Burn-out-Risiko steigt

OECD: Arbeitsumfeld verbessern oder Burn-out-Risiko steigt

(kunid) Bereits ein Drittel der Berufs- und Erwerbsunfähigkeits-Pensionen ist psychisch bedingt. Ein neuer OECD-Bericht stuft Österreich in Sachen Qualität des Arbeitsumfelds auf den hinteren Rängen ein. Werde diese nicht verbessert, drohten „erhöhte Burn-out-Raten, Depressionen und andere stressbedingte physische und psychische Krankheiten“ – mit entsprechenden Folgekosten.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stellt der Beschäftigungsqualität in Österreich in ihrem kürzlich veröffentlichten „Beschäftigungsausblick 2014“ ein etwas durchwachsenes Zeugnis aus. „Alles in allem schneidet Österreich mittelgut ab“, heißt es dort. Die Arbeitsplatzsicherheit sei besser als in vielen anderen OECD-Ländern. Das Risiko, arbeitslos zu werden, sei relativ gering, und die sozialen Sicherungssysteme funktionierten gut. Österreich liege daher in puncto Arbeitsplatzsicherheit OECD-weit auf dem sechsten Platz.

Auf der anderen Seite sei die Qualität des Arbeitsumfeldes „um einiges schlechter als im OECD-Mittel“, so der Bericht weiter.

Weniger Burn-out-Risiko durch Arbeitsumfeld-Verbesserungen

„Lange Arbeitszeiten und hoher Zeitdruck“ verweisen Österreich bei diesem Indikator auf Rang 27 der 32 erfassten OECD-Länder. „Die verfügbaren Arbeitsressourcen – wie Arbeitsautonomie, Lernmöglichkeiten und Arbeitsplatzbeziehungen – vermögen diese hohen Arbeitsanforderungen nicht ausreichend auszugleichen“, laut OECD-Bericht. Wenngleich die Angst vor Arbeitsplatzverlust relativ gering sei, müsse dennoch das Arbeitsumfeld verbessert werden. „Andernfalls drohen erhöhte Burn-out-Raten, Depressionen und andere stressbedingte physische und psychische Krankheiten.“

Welche Folgen Burn-out und psychische Krankheiten bereits jetzt bei den Erwerbstätigen hervorrufen, zeigen Statistiken und Umfragen: Betrachtet man die Pensionsneuzugänge an Invaliditäts- beziehungsweise Berufs- oder Erwerbsunfähigkeits-Pensionen nach Krankheitsgruppen, so lässt sich laut Hauptverband der Sozialversicherungs-Träger feststellen, dass an der Spitze die psychiatrischen Krankheiten stehen. Letztes Jahr wurden 35,3 Prozent dieser Pensionsneuzugänge alleine dadurch verursacht, wie aus dem „Handbuch der österreichischen Sozialversicherung 2014“ hervorgeht.

29 Prozent aller Beschäftigten sind psychisch höher belastet

Erst mit einigem Abstand folgten an zweiter Stelle Krankheiten des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes mit 25,4 Prozent, gefolgt von den Krankheiten des Kreislaufsystems mit 10,8 Prozent. Die Arbeiterkammer Oberösterreich wiederum hatte zuletzt darauf aufmerksam gemacht, dass bereits 29 Prozent aller Beschäftigten als „psychisch höher belastet“ einzustufen seien, zehn Prozent als „sehr hoch“. In einem Bericht des Hernstein Instituts für Management und Leadership hatte 2013 jede zweite befragte Führungskraft von Burn-out-Fällen in ihren Unternehmen gesprochen.

Der Österreichische Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) reagierte auf den aktuellen OECD-Bericht jüngst mit der Forderung nach einem flächendeckenden Ausbau der Psychotherapie auf Krankenschein für alle, die sie benötigen. „Wenn man Belastungs- und Anpassungsstörungen im Frühstadium erkennt und abfängt, nehmen Burn-out und andere psychische Erkrankungen nicht dieses Ausmaß an, wie im OECD-Bericht beschrieben“, erklärt ÖBVP-Präsidentin Maria-Anna Pleischl.

Je später die Behandlung, desto teurer

Je später diese Erkrankungen erkannt und behandelt werden, umso größer sei der Schaden sowohl für die Patienten als auch für Krankenkassen und Volkswirtschaft, weist der ÖBVP auf eine Analyse der Universität Linz vom Dezember 2013 hin. Dieser zufolge entstehen bei rascher Erkennung eines Burn-out-Syndroms bei einem Arbeitnehmer behandlungs- und krankenstandsbedingte Kosten von 1.500 bis 2.300 Euro.

Bei mittelfristiger Erkennung seien es 12.400 bis 17.700 Euro, bei circa 15 Tagen Krankenstand. Erfolge die Diagnose spät und die Behandlung damit erst in der Akutphase, so müsse mit Kosten von 100.000 bis 140.000 Euro pro Fall gerechnet werden. Den volkswirtschaftlichen Schaden infolge psychischer Erkrankungen gibt die Analyse unter Berufung auf Daten der Wirtschaftskammer mit sieben Milliarden Euro pro Jahr an.

Drohende Einkommenslücke bei Erwerbsunfähigkeit.

Doch nicht nur volkswirtschaftlich hat eine durch Burn-out oder andere Ursachen herbeigeführte Erwerbsunfähigkeit ein hohes Schadenspotenzial. Auch für den einzelnen Betroffenen kann dies zum finanziellen Drama werden. Alleine 2013 wurden mehr als 204.000 Erwerbs-, Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeits-Pensionen an betroffene Bürger ausbezahlt.

Im Durchschnitt betrug die Höhe einer vollen Invaliditäts-, Erwerbs- oder Berufsunfähigkeits-Pension 1.126 Euro im Monat. Das durchschnittliche Medianeinkommen von Arbeitern und Angestellten lag jedoch bereits 2012 bei über 2.300 Euro. Diese Einkommenslücke kann für einen Betroffenen dazu führen, dass er seinen bisherigen Lebensstandard nicht mehr halten kann.

Individuelle Einkommensabsicherung

Private Versicherer bieten hierzu diverse Lösungen an, um einen fehlenden oder auch unzureichenden gesetzlichen Schutz zu kompensieren. Eine private Berufs- und/oder Erwerbsunfähigkeits-Versicherung zahlt beispielsweise eine vereinbarte Rente, wenn der Versicherte nach einem Unfall, nach Burn-out oder aufgrund einer sonstigen Krankheit dauerhaft seinen Beruf nicht mehr ausüben kann.

Nachdem ein optimaler Versicherungsschutz nicht nur vom Familienstand, sondern auch von der finanziellen Situation, der Berufstätigkeit sowie der individuellen Lebensplanung abhängt, ist es sinnvoll, sich von einem Versicherungsexperten ausführlich beraten zu lassen. Wie sich mögliche Absicherungslücken individuell passend schließen lassen, zeigt ein Beratungsgespräch mit einem Versicherungsfachmann.


Allgemein
Kommentare sind geschlossen.