Wenn Autos „teilweise“ gestohlen werden
(kunid) Immer häufiger werden wertvolle Autoteile gestohlen, insbesondere Airbags, (eingebaute) Navigationssysteme und Katalysatoren, meldet das Bundeskriminalamt. Neben den Beklauten können auch ahnungslose Bürger, die im Internet einkaufen, Opfer der Diebe werden. Das Diebesgut wird nämlich häufig auf Internetplattformen zu Niedrigpreisen angeboten. Käufer solcher Teile können schließlich sogar Besuch von der Polizei bekommen.
So manches Auto wird nicht komplett gestohlen, sondern nur teilweise – im wahrsten Sinn des Wortes. Wie das Bundeskriminalamt (BK) des Innenministeriums (BMI) mitteilt, haben es die Diebe neben Wertgegenständen immer häufiger auf wertvolle Fahrzeugbestandteile abgesehen – und richten damit entsprechenden Schaden an.
Teileklau hat deutlich zugenommen
2012 wurde laut BMI 12.110 Mal in Kraftfahrzeuge eingebrochen, zudem wurden 5.160 Fälle von Diebstahl sonstiger Kfz-Teile registriert. 2013 sank zwar die Zahl der Einbrüche auf 10.845 Fälle und damit um 10,4 Prozent, zugleich stieg aber jene der Diebstähle sonstiger Kfz-Teile auf 6.337, was einem Plus von 22,8 Prozent entspricht.
„Kameras, Handys, Laptops, Aktentaschen, in einem Auto sichtbar abgelegt, sind für Diebe eine leichte Beute. Sie schlagen die Scheibe ein und bedienen sich“, so das BK in seinem aktuellen Magazin „Öffentliche Sicherheit“. Dabei handele es sich hauptsächlich um Einzeltäter und oft spontane Beschaffungsdiebstähle.
Organisierter Diebstahl
„Professioneller und organisierter gehen Kriminelle vor, die es auf Autoteile abgesehen haben. Airbags, Scheinwerfer, Reifen, Navigationssysteme, Multifunktionslenkräder, Steuerungsgeräte und Katalysatoren sind eine heiß begehrte Beute“, heißt es weiter.
Dass die Teile meistens „fachgerecht ausgebaut“ werden, deute darauf hin, dass es sich großteils vermutlich um professionelle Täter, also organisierten Diebstahl, handle.
Wertvolle Sachen und Stoffe in wenigen Minuten gestohlen
Airbags zu stehlen, bereite den Tätern keinen großen Aufwand. Ans Werk gehen sie laut dem BMI-Magazin vor allem in Tiefgaragen von Wohnhausanlagen, und das meist nachts. Hatte die Polizei 2012 noch 439 Airbag-Diebstähle registriert, so waren es 2013 bereits 679, im ersten Halbjahr 2014 belief sich die Zahl auf 300.
Nur wenige Minuten brauche ein Dieb, um ein eingebautes Navigationssystem zu entwenden. Bis Mitte 2014 zählte die Polizei 250 Diebstähle allein aus neuen Autos, die auf Zügen an ihre Zielbahnhöfe transportiert wurden. Ein gebrauchter Katalysator wiederum enthalte in seinem keramischen Kern wertvolle Rohstoffe: drei Gramm Platin, Palladium und Rhodium. „Um ein Gramm Platin zu gewinnen, seien laut Experten 300 Kilogramm Gestein aus einer Mine nötig oder 500 Gramm aus der Masse eines Auto-Kats“, schreibt das Magazin.
Teilkaskoschutz hilft weiter
Der Schaden kann dabei gleich ein mehrfacher sein. Da ist zum einen der Sachschaden durch den Diebstahl. Wer eine Teilkasko-Versicherung, auch Basis- oder Elementarkasko genannt, besitzt, bekommt nach einem Diebstahl zumindest den Marktwert der gestohlenen Teile, also den Wert der gebrauchten Teile zum Zeitpunkt des Unfalles, sowie die Reparaturkosten ersetzt. In der Vollkaskoversicherung ist im Übrigen die Teilkasko automatisch enthalten.
Da die entwendeten Gegenstände häufig auf Internetplattformen zu besonders niedrigen Preisen zum Kauf angeboten werden, kann es jedoch vorkommen, dass ahnungslose Internetkäufer, wie zum Beispiel auch ein Bestohlener, einen solchen, vermeintlich „günstigen“ Ersatz im Internet bestellt.
Wenn die Polizei vor der Tür steht …
Nach Angaben des BK kann es jedoch sein, dass plötzlich die Polizei vor der Tür des ahnungslosen Käufers steht, weil sie das erworbene Bauteil zwischenzeitlich als gestohlen identifizieren konnte. Der Kauf einer gestohlenen Ware, auch Hehlerware genannt, ist jedoch strafbar. Der Käufer muss daher im Ernstfall nachweisen, dass er nicht gewusst hat, dass es sich um Diebesgut handelte.
Um solche Verstrickungen zu vermeiden, rät das BK, gestohlene Teile mittels Einkaufs beim Fachhändler zu ersetzen. Weitere Hinweise zur Prävention hat das BK auf einer speziellen Webseite zusammengestellt.