Wie es Ein-Personen-Unternehmen geht

Wie es Ein-Personen-Unternehmen geht

(kunid) Ein-Personen-Unternehmen sind einerseits hoch motiviert: Acht von zehn sind mit ihrer Arbeit zufrieden. Andererseits sind 29 Prozent potenziell durch Überlastung gefährdet. Das geht aus einer Umfrage unter 467 Ein-Personen-Unternehmen in Wien hervor. Am größten ist der Informationswunsch zu den Themen Burn-out, Depression und Stress. Frauen erachten den Erhalt der Gesundheit sogar als wichtiger für den Unternehmenserfolg als die Anwerbung von Neukunden.

Solo-Selbstständige, also Selbstständige ohne eigene Mitarbeiter, sind „hochmotiviert und zufrieden mit ihrer Arbeit“. Das besagt eine neue Studie, für die im Rahmen des Projekts „Gesund und arbeitsfähig von Anfang an“ 467 Personen in Wien befragt wurden. 35 Prozent bezeichneten sich als sehr, weitere 48 Prozent als ziemlich zufrieden.

„Voll verwirklicht“ werden am häufigsten die „Zufriedenheit und Identifikation mit der beruflichen Tätigkeit“, wie 74 Prozent der Befragten angaben, sowie die „Selbstbestimmung in der Gestaltung der Arbeit“, so die Meinung von 63 Prozent der Studienteilnehmer.

Die größten Belastungsfaktoren

Das hat allerdings auch einen Preis: Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sehen nur vier Prozent voll verwirklicht. Ein Fünftel gibt beispielsweise an, mehr als 50 Stunden in der Woche zu arbeiten. Weitere 28 Prozent haben ein Arbeitspensum von 41 bis 50 Stunden. Diese Angaben beinhalten auch eine allfällige parallel ausgeübte unselbstständige Beschäftigung. Denn 18 Prozent sind nicht nur selbstständig, sondern auch unselbstständig tätig – durchschnittlich im Ausmaß von 21,6 Stunden. Der höchste angegebene Wert lag bei 40 Stunden.

Schwerwiegendster Belastungsfaktor sind Betreuungspflichten. Ein Fünftel kümmert sich um Kinder, zwölf Prozent pflegen Angehörige. Besonders betroffen seien Ein-Personen-Unternehmer (EPUs) von spezifischen Belastungsfaktoren. Dies gelte insbesondere für die Sorge um die finanzielle Absicherung bei Erkrankung oder Abnahme der Leistungsfähigkeit.

58 Prozent sprechen von einer „deutlich merkbaren bis starken Belastung“ – ein Umstand, der nicht zuletzt mit Blick auf das Berufsunfähigkeits- und Krankenheitsrisiko relevant erscheint.

Überlastung: Knappes Drittel weist „Gefährdungspotenzial“ auf

Auch das Gefährdungspotenzial für Erschöpfungszustände wurde anhand „der letzten vier Wochen“ überprüft. So sagten beispielsweise 26,1 Prozent, sie konnten sich in ihrer Freizeit nicht richtig erholen. 23,1 Prozent dachten mit einem „flauen Gefühl“ an ihre berufliche Zukunft. 16,6 Prozent fühlten sich nach der Arbeit leer und ausgebrannt.

17 Prozent haben ein solches Anzeichen, das auf eine Erschöpfungsgefahr hindeutet, angegeben. 18 Prozent gaben an, zwei, drei oder vier derartige Merkmale bei sich festzustellen. Im Schnitt seien pro Zielperson 0,94 solcher Symptome genannt worden. 60 Prozent nannten keine. Entscheidend sei „das individuelle Zusammenspiel von Ressourcen zur Arbeits- und Stressbewältigung sowie Gesunderhaltung einerseits und den Belastungen aus Arbeitswelt und Privatleben andererseits“, so die Studie.

Wenn genügend Ressourcen zur Arbeits- und Stressbewältigung vorhanden sind, seien auch starke Belastungen ertragbar. Mangele es an solchen Ressourcen, drohe aber Überlastungsgefahr. „So wurde eine belastete Gruppe von 29 Prozent der Solo-Selbstständigen identifiziert, bei der überdurchschnittliche Belastungen einer unterdurchschnittlichen Ressourcenausstattung gegenüberstehen“, heißt es in der Studie. Diese Gruppe weise ein spezifisches Gefährdungspotenzial auf.

Die häufigsten gesundheitlichen Beschwerden der Solo-Unternehmer

Auf die Frage, welche Arten von Beschwerden Solo-Selbstständige schon einmal gehabt hatten, entfielen mit 37 Prozent die meisten Nennungen auf „psychische Anspannung in der Arbeit“. Am zweithäufigsten wurden mit 33 Prozent langes Stehen oder einseitige Körperhaltung angegeben. Als die häufigsten Beschwerden, unter die die Solo-Unternehmer in den vergangenen zwölf Monaten litten, wurden Nacken- oder Schulterschmerzen aufgeführt. Ganze 44 Prozent litten darunter.

41 Prozent hatten des Öfteren Rücken- oder Kreuzschmerzen. 25 Prozent wurden von Kopfschmerzen, 22 Prozent von Augenproblemen und 21 Prozent von Schlaflosigkeit und Schlafstörungen geplagt. Insgesamt attestierte sich ein gutes Drittel der Befragten (36 Prozent) selbst einen sehr guten oder guten Gesundheitszustand. 33 Prozent halten ihn für „zufriedenstellend“, 15 Prozent für „weniger gut“. Weniger als ein Prozent empfand ihren Gesundheitszustand als mangelhaft bis schlecht.

„Als besonders wichtigen Faktor für den Geschäftserfolg sehen 86 Prozent der Solo-Selbstständigen die Pflege und den Erhalt der Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Für weibliche Solo-Selbstständige ist dies sogar das wichtigste Erfolgskriterium überhaupt und übertrifft damit wirtschaftliche Merkmale wie die ‚Qualität der Produkte und Dienstleistungen‘ und die ‚Neuanwerbung von Kunden‘“, so die Studie.

Gesundheits- und Präventionsangebote

„EPUs liegen voll im Trend einer neuen Arbeitswelt, ihre Zahl steigt stetig“, sagt Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Gesundheitsförderung sei für EPUs bisher allerdings „noch kein großes Thema“. Die WKÖ biete Betrieben jedoch auf der Plattform „proFitness – gesunde Mitarbeiter gesundes Unternehmen“ Informations- und Aktionsangebote zu Gesundheitsförderung und Prävention.

Peter McDonald, Obmannstellvertreter der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft (SVA), wies darauf hin, dass es gelungen sei, die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen um fast 40 Prozent zu steigern. Die SVA biete ein Vorsorgemodell an, das helfe, Risikofaktoren zu reduzieren und die Früherkennung schwerer Erkrankungen zu verbessern. McDonald nannte unter anderem das Programm „Selbständig Gesund“ und den „Gesundheitshunderter“.

Übrigens: Wer wissen möchte, wie er seine finanzielle Existenz und die seiner Firma am besten schützt, sollte sich persönlich von einem Experten der privaten Versicherungswirtschaft beraten lassen. Die Versicherer bieten nämlich eine Vielzahl von Lösungen an, damit beispielsweise ein Krankheitsfall wie ein Burn-out oder ein Unfall, der eventuell sogar eine eingeschränkte oder dauerhafte Erwerbsunfähigkeit nach sich zieht, nicht zum finanziellen Ruin führt.


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