Was die gesetzliche Krankenversicherung am meisten belastet
(kunid) Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung ist 2012 größer geworden. Insgesamt beliefen sich die Ausgaben auf 15,2 Milliarden Euro. Pro Kopf betrugen sie knapp 2.300 Euro. Die Zahl der Krankengeldtage ist gesunken, jene der Spitaltage gestiegen. Häufigste Ursache für Krankenstände waren Krankheiten des Atmungssystems. Die meisten Krankenstandstage wurden durch Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes ausgelöst.
Laut einer aktuellen Umfrage befürchten 49 Prozent der Österreicher einen möglichen Anstieg der persönlichen Gesundheitskosten. Tatsächlich sind die Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung 2012 um 3,63 Prozent auf 15,189 Milliarden Euro gestiegen.
Die Einnahmen sind allerdings weniger stark gewachsen: um 2,82 Prozent auf 15,370 Milliarden Euro. Das geht aus dem vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungs-Träger herausgegebenen „Statistischen Handbuch der österreichischen Sozialversicherung 2013“ hervor.
Aufwand von knapp 14 Milliarden Euro
Betrugen die Ausgaben 2011 noch 98,0 Prozent der Einnahmen, so wurden 2012 bereits 98,8 Prozent der Einnahmen aufgebraucht. Die gesetzliche Krankenversicherung umfasste 2012 durchschnittlich 6,62 Millionen Krankenversicherungs-Verhältnisse (2011: 6,543 Millionen).
Der Aufwand in der gesetzlichen Krankenversicherung erreichte 2012 den Betrag von 14,31 Milliarden Euro – ein Zuwachs von fast 3,5 Prozent. Davon entfielen 12,4 Milliarden Euro auf die Versicherten, 1,91 Milliarden auf ihre Angehörigen.
Größter Einzelposten war wie im Vorjahr die Anstaltspflege („Verpflegungskosten und sonstige Leistungen sowie Überweisung an den Krankenanstaltenfonds“), also die Kosten für stationäre Aufenthalte in Spitalen, mit 4,44 Milliarden Euro. „Ärztliche Hilfe und gleichgestellte Leistungen“ schlugen mit 3,68 Milliarden Euro zu Buche. Für Heilmittel (Arzneien) wurden insgesamt 3,0 Milliarden Euro ausgegeben.
Pro Kopf Ausgaben von knapp 2.300 Euro
Die Krankenversicherungs-Träger sahen sich sowohl bei unselbstständig als auch selbstständig Erwerbstätigen einer Zunahme der Gesamtausgaben gegenüber. Bei den Unselbstständigen betrug sie 3,71 Prozent, das bedeutet letzten Endes ein Ausgabenvolumen von 13,765 Milliarden Euro. Bei den Selbstständigen fiel sie mit plus 2,85 Prozent wieder niedriger aus. Die Gesamtausgaben beliefen sich hier auf 1,424 Milliarden Euro.
Für alle Krankenversicherungs-Träger zusammengenommen fielen pro Kopf Ausgaben von 2.294,24 Euro an.
Die höchste Pro-Kopf-Quote wies 2013 wieder die Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau aus (3.248,01 Euro), die niedrigste die Sozialversicherungs-Anstalt der gewerblichen Wirtschaft (1.738,17 Euro).
Anzahl der Krankengeldtage hat zu-, die der Spitaltage abgenommen
Die Zahl der Krankengeld-Tage ist 2012 weiter gestiegen, und zwar auf 17,46 Millionen. Das ist ein deutliches Wachstum von 3,2 Prozent. 2011 hatte der Anstieg nur ein Zehntel davon ausgemacht. Die Zahl der Spitalfälle bewegte sich in den letzten Jahren einmal auf, einmal ab. 2012 ging sie marginal zurück und kam bei 2,49 Millionen zu liegen. Die Zahl der Spitaltage ist seit 2008 rückläufig und sank 2012 erneut, nämlich um 1,7 Prozent auf 15,59 Millionen.
Was die Zahl der Krankenstandsfälle bei Arbeitern und Angestellten angeht, hat 2012 den Trend nach oben gestoppt und eine, wenn auch ausgesprochen sanfte, Senkung gebracht: Nach 3.765.575 Fällen im Jahr 2011 wurden im vergangenen Jahr rund tausend Fälle weniger registriert (3.764.542).
Auch die Zahl der Krankenstandstage hat abgenommen, von 39,98 Millionen auf 39,67 Millionen Tage. Durchschnittlich dauerte ein Krankenstandsfall 10,5 Tage (2011: 10,6 Tage).
Häufige Ursachen für Krankenstände
Die mit Abstand größte Gruppe unter den Ursachen für Krankenstände sind Krankheiten des Atmungssystems (1.332.255 Krankenstandsfälle). An zweiter Stelle liegen (bestimmte) infektiöse und parasitäre Krankheiten (571.971), an dritter Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (538.040).
Weitere relativ große Gruppen bilden auch „Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen“ (361.799) und „Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind“ (204.874) sowie Krankheiten des Verdauungssystems (194.292). Andere Ursachen – wie zum Beispiel Erkrankungen des Nervensystems, psychische Krankheiten, Krankheiten der Haut oder des Kreislaufsystems – lagen jeweils in weniger als 100.000 Fällen vor.
Die meisten Krankenstandstage verursachten hingegen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (8.860.765). Krankheiten am Atmungssystem lösten 7.764.585 Krankenstandstage aus. „Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen“ waren für 6.873.462 Tage verantwortlich. An vierter Stelle folgten psychische und Verhaltensstörungen (3.416.588 Tage).
Individueller Krankenschutz
Schon jetzt werden bestimmte Therapien oder Medikamente nicht oder nicht vollständig von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt. Wer unabhängig von der Kostenlage der gesetzlichen Krankenversicherung und den gesetzlich geregelten Leistungen eine optimale Behandlung und Komfort, beispielsweise kurze Wartezeiten auf einen Facharzttermin, wünscht, kann sich mit einer privaten Krankenversicherungs-Polizze absichern.
Je nach Vereinbarung sind diverse Versicherungsleistungen möglich. In einer entsprechenden Polizze können beispielsweise eine freie Arztwahl, diverse Präventionsangebote und Versicherungsschutz im Ausland abgedeckt werden. Manche Krankenversicherungs-Verträge bieten eine Minderung der Mehrkosten für Medikamente und Behandlungen, welche die gesetzliche Krankenkasse nicht zahlt und daher vom Patienten selbst zu tragen sind, an.
Versicherbar ist zudem eine Sonderklasse-Unterbringung und -Behandlung im Spital. Je nach Vertragsvereinbarung hat man dann bei einem Spitalaufenthalt die freie Wahl bei Arzt, Chirurg und Ein- oder Zweibettzimmer, die Option auf ambulante Operationen und/oder auch die Möglichkeit, beim eigenen kranken Kind in der Klinik zu bleiben. Welcher Versicherungsumfang individuell sinnvoll ist, kann ein Versicherungsexperte in einem Beratungsgespräch klären.