Alle drei Minuten verunglückt in Österreich ein Kind
(kunid) Die Zahl der tödlichen Kinderunfälle hat sich zwar in den letzten zehn Jahren halbiert, dennoch ereigneten sich in den letzten drei Jahren jährlich im Schnitt insgesamt 164.000 Unfälle. 2012 starben dabei 28 Kinder. Bis zu 100.000 Unfälle pro Jahr wären allerdings mithilfe von Präventionsmaßnahmen vermeidbar, so der Verband der Versicherungs-Unternehmen Österreichs.
In Österreich erlitten in den Jahren 2010 bis 2012 im Durchschnitt 164.000 Kinder jährlich einen Unfall. Umgerechnet bedeutet das: Alle drei Minuten verunglückt ein Kind. Alle eineinhalb Wochen enden Unfälle für ein Kind sogar tödlich. Diese Zahlen wurden vor Kurzem vom Verband der Versicherungs-Unternehmen Österreichs (VVO) bekanntgegeben.
„Täglich müssen im Schnitt 46 Kinder wegen eines Unfalls medizinisch betreut werden“, hielt VVO-Vizepräsident Peter Thirring fest. Unfälle gehörten damit zu den größten Gesundheitsrisiken für Kinder. „2012 verunglückten 28 Kinder unter 15 Jahren tödlich. Zehn Kinder kamen davon im Straßenverkehr ums Leben, fünf Kinder ertranken, zwei Kinder stürzten tödlich.“
Unfälle mehrheitlich in den eigenen vier Wänden
Viele Kinder könnten aber mithilfe vorbeugender Maßnahmen vor Unfällen bewahrt werden, betont Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV). Analysen des KfV zufolge geschehen nämlich die meisten Unfälle nicht im Straßenverkehr, sondern in einem an sich besser kontrollierbaren Umfeld.
So ereigneten sich 2012 drei Viertel der Unfälle zu Hause und in der Freizeit, mit zirka 125.000 verletzten Kindern unter 15 Jahren. 24 Prozent passierten in der Schule (rund 40.000 Schülerunfälle). Nur zwei Prozent waren Verkehrsunfälle (etwa 2.900 verletzte Kinder).
Mehr als jeder zweite Unfall (54 Prozent) geschieht in der Regel in den eigenen vier Wänden oder in der näheren Wohnumgebung. Die häufigste Unfallart sind Stürze, die unter anderem Knochenbrüche (47 Prozent) nach sich ziehen können, gefolgt von Prellungen (15 Prozent) und offenen Wunden (elf Prozent).
Für mehr Sicherheit zu Hause
„Bis zu 100.000 Kinderunfälle jährlich wären in Österreich vermeidbar“, sagt Thann – zumal die Ursachen bekannt seien. Er bemängelt allerdings, dass es an Präventionsprogrammen fehle. Solche könnten jedoch mit relativ geringen Mitteln eine hohe Wirkung erzielen: „Durch die Analyse von Örtlichkeiten beziehungsweise Situationen mit besonderer Unfallhäufigkeit können Unfallursachen im Vorfeld erkannt und potenzielle Gefahrenquellen wirksam entschärft werden, noch bevor etwas passiert“, so Thann.
Säuglinge und Kleinkinder sind laut Statistik vor allem von Unfällen zu Hause betroffen: Stürze vom Wickeltisch oder Treppen, Verbrühungen mit heißen Flüssigkeiten oder Ertrinken zum Beispiel in der Badewanne oder im Gartenteich. Vorschulkinder verunfallen am häufigsten im häuslichen Bereich, in der Freizeit und im Straßenverkehr.
Experten raten Eltern zum Beispiel beim Wickeln immer eine Hand am Kind zu halten. Kleine Kinder sollten zudem niemals ohne Aufsicht in der Badewanne sitzen gelassen werden. Treppenschutzgitter, spezielle Fenstersicherheits-Riegel und hohe Zäune am Gartenteich verhindern gefährliche Stürze. Herdsicherungen können das Wegziehen von heißen Töpfen verhindern und Kindersicherungen in Steckdosen vermindern das Risiko eines Stromunfalls.
Unfallschutz im Straßenverkehr
Bei den tödlichen Unfällen stehen nach dem ersten Lebensjahr Verkehrsunfälle an vorderster Stelle. Jüngere Kinder sind vor allem als Mitfahrer im Auto betroffen. Ab dem Schulalter geraten sie unter anderem als Fußgänger oder Radfahrer in Gefahr.
Nach Angaben von Verkehrsexperten sollten Kinder, wie gesetzlich vorgeschrieben, im Auto selbst auf kurzen Wegen ausschließlich in altersgerechten und geprüften Sitzsicherungen, also je nach Alter, Größe und Gewicht in Liegeschalen oder Kindersitzen, mitgenommen werden.
Sind Kinder als Fußgänger unterwegs, helfen eine helle Kleidung sowie Reflektoren zum Beispiel an der Jacke, dass die Kleinen selbst bei Dämmerung für andere Verkehrsteilnehmer gut zu erkennen sind. Ein Kind bis zum Alter von zwölf Jahren darf zudem von Gesetzes wegen nur mit Helm als Radler unterwegs sein. Doch auch ältere Kinder sowie Erwachsene sollten zu ihrer eigenen Sicherheit einen Fahrradhelm tragen.
Zahl der tödlichen Unfälle seit 2002 halbiert
„Die tödlichen Unfälle von Kindern haben sich in den letzten zehn Jahren halbiert“, zeigt sich Thirring von der Wirksamkeit präventiver Maßnahmen überzeugt. Das bestätigt KfV-Direktor Thann: Viele Familien hätten bereits Vorrichtungen wie Gitter bei Treppen oder Fenstersperren installiert, „deshalb gehen die Unfälle zurück“. Auch dank Ski- und Radhelmen habe es schon massive Rückgänge bei Kopfverletzungen gegeben.
Sobald die Kinder ein gewisses Alter erreicht haben, stehe im Fokus, dass die Kinder in die Lage versetzt werden zu erkennen, wo Gefahrenpunkte bestehen und wie sie damit umgehen sollen.
Thirring betont: „Es geht nicht darum, dass man Kindern alles verbietet und sie in Watte packt. Sie sollen nicht ängstlich durch die Welt gehen – gerade dann würden wohl Unfälle passieren.“ Es gelte aber, geeignete Präventionsmaßnahmen zu überlegen und umzusetzen.
Frühe Prävention mit „Bibi und Kiki“
Die Allgemeine Unfallversicherungs-Anstalt (AUVA) hat hierzu kürzlich die Aktion „Bibi und Kiki“ unter anderem mit bestellbaren Kinderbüchern ins Leben gerufen, die das Thema Sicherheit für Kindergartenkinder aufbereitet. „Wir haben Kindergarten-Pädagoginnen verschiedene Figuren entwerfen lassen. Anschließend durften die Kinder selbst wählen und haben sich für einen kleinen Biber und einen Drachen entschieden – Bibi und Kiki, unsere Sicherheitsexperten“, berichtete der Generaldirektor der AUVA, Peter Vavken.
Kinder könnten so auf Risiken und den Umgang mit selbigen in einem geschützten Bereich vorbereitet werden. Wichtig sei, früh mit Prävention zu beginnen: „Das ist der effektivste Weg der Vorsorge. Wer bereits als Kind ein gutes Sicherheitsempfinden erlernt, behält es ein Leben lang“, so Vavken. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann leider immer etwas passieren. Daher sollten Eltern dafür sorgen, dass ein möglicher Unfall nicht auch noch finanzielle Schwierigkeiten mit sich bringt.
Je nach Vereinbarung erhält man beispielsweise von einer privaten Unfallversicherung, die rund um die Uhr und weltweit gilt, bei bleibenden Gesundheitsschäden infolge eines Unfalls eine Rente und/oder eine Versicherungssumme ausgezahlt. Zusätzliche Leistungen für den Fall eines Unfalles wie ein Spitalsgeld, Zuschüsse für kosmetische Operationen oder die Erstattung von sonstigen Unfallkosten, wie Heil-, Bergungs- und Rückholkosten können meist zusätzlich vereinbart werden. Ein Versicherungsfachmann hilft, den individuell passenden Schutz zu finden.