Steigende Betrugszahl im Versicherungsbereich
(kunid) Laut einer aktuellen Studie melden fast drei Viertel von 44 befragten europäischen Sach- und Haftpflichtversicherern einen Anstieg von Betrugsfällen. Im Schnitt belief sich die Zunahme auf zehn Prozent. Der jährliche Schaden für die Versicherer beträgt bis zu zwölf Milliarden Euro. Viele unterschätzen jedoch die Folgen für dieses Delikt und kennen auch die drohenden Strafen nicht.
Die Zahl der Betrugsfälle ist in den vergangenen drei Jahren angestiegen: 71 Prozent der Versicherer und damit eine große Mehrheit hat eine Zunahme betrügerischer Forderungen registriert. Im Schnitt belief sich der Zuwachs auf zehn Prozent, wie eine neue Studie des Managementberatungs-Unternehmens Accenture ergab.
Die Ergebnisse basieren auf einer Umfrage unter 44 europäischen Sach- und Haftpflichtversicherern. Für die Studie wurden Unternehmen aus Österreich, Belgien, Frankreich, Großbritannien, der Schweiz, den Niederlanden, Spanien, Dänemark, Deutschland, Schweden, Finnland und Norwegen befragt. In Österreich wurden zwei Versicherer befragt.
Bis zu zwölf Milliarden Schaden
39 Prozent der befragten Versicherer gehen von unberechtigten Schadenzahlungen aufgrund von nicht eindeutig nachweisbarem Versicherungsbetrug in Höhe von fünf bis zehn Prozent aus. Zwei Prozent der Befragten gaben einen Wert von mehr als zehn Prozent an. Bei den meisten anderen Teilnehmern bewegte sich der Anteil zwischen einem und drei Prozent. Die europäischen Sachversicherer verlieren dadurch nach Schätzungen des Studienherausgebers jedes Jahr zwischen acht und zwölf Milliarden Euro.
Eine Studie aus dem Sommer vor zwei Jahren hatte gezeigt, dass im Nachbarland Deutschland jeder fünfte Bürger Versicherungsbetrug für ein Kavaliersdelikt hält. Nicht nur die großen, sondern auch die kleineren Betrügereien sind in der Summe ein großes Problem für die Versicherten-Gemeinschaft.
Letztendlich steht die Gemeinschaft der Versicherten mit den Prämien für die Schäden des Einzelnen ein. Tatsächlich zahlt also jeder Kunde auch die Schäden von Versicherungsbetrügern, die nicht erwischt werden. Die Versicherer sehen sich daher gegenüber der ganz großen Mehrzahl ehrlicher Kunden in der Pflicht, Betrug zu bekämpfen.
Es drohen bis zu zehn Jahren Haft
Nach Aussagen von Versicherungsexperten ist bereits heute die Wahrscheinlichkeit, bei einem Betrugsversuch ertappt zu werden, hoch – und sie wird in Zukunft sogar noch weiter steigern. Zum einen schulen Versicherer nämlich bereits seit Jahren ihre Mitarbeiter, damit sie die Anhaltspunkte für einen betrugsverdächtigen Schaden erkennen – und zwar unabhängig von der Schadenshöhe.
Zum anderen wollen 76 Prozent der Unternehmen laut der aktuellen Accenture-Erhebung in den kommenden drei Jahren neue Technologien zur Betrugsidentifikation einsetzen. Diese sollen unter anderem in der Lage sein, Indikatoren für Missbrauch auf Basis historischer Betrugsfälle zu bilden und auffällige Schadensmeldungen zu identifizieren.
Übrigens: Wird ein Betrug aufgedeckt, kann der Versicherer nicht nur die Leistung verweigern beziehungsweise bereits erfolgte Zahlungen zurückfordern und den Vertrag kündigen, sondern auch eine Strafanzeige stellen – und zwar unabhängig von der Schadenshöhe. Bei einer Verurteilung wegen Betrugs drohen neben einer hohen Geldstrafe, unter anderem nach den Paragrafen 147 und 151 StGB (Strafgesetzbuch), bis zu sechs Monate und in besonders schweren Fällen sogar bis zu zehn Jahre Haft.