Kfz-Haftpflicht: Irrtümer bei Auslandsreisen
(kunid) Die Österreicher schätzen die in anderen Ländern geltenden Deckungssummen in der Kfz-Haftpflicht laut einer Erhebung eines Versicherers vielfach falsch ein, was bei einem Unfall existenzielle Folgen haben kann.
Die Ferienzeit ist da und zahlreiche Österreicher wird es auch heuer wieder ins Ausland ziehen. Viele werden allerdings mit einer falschen Vorstellung bezüglich der Höhe der Kfz-Haftpflicht-Versicherungssummen in andere Länder verreisen.
Das geht aus einer Umfrage eines Versicherers zum Risikobewusstsein der Österreicher hinsichtlich der Leistungen ausländischer Kfz-Pflichtversicherungen im Schadensfall hervor. Für die repräsentative Umfrage hat das Markt- und Meinungsforschungs-Institut Marketagent.com vom 31. Mai bis 5. Juni 2013 mehr als 500 Österreicher interviewt.
Finanzielles Risiko
Das Fazit der Umfrage: Nur wenige Reisende sind sich bewusst, dass Urlaubsfahrten mit dem Auto ohne zusätzlichen Versicherungsschutz ein finanzielles Risiko bedeuten. Der Grund: Die gesetzlich vorgeschriebenen Versicherungssummen in der Kfz-Versicherung, die bei Unfällen zur Schadensdeckung herangezogen werden, sind je nach Land unterschiedlich.
In der Umfrage wurde unter anderem eruiert, ob die Versicherungssummen des Kfz-Haftpflichtschutzes eines ausländischen Fahrzeugs, die bei Pkw-Unfällen im Urlaubsland gezahlt werden, höher, niedriger oder gleich hoch eingeschätzt werden, als bei einem Kfz-Vertrag hierzulande.
Das Ergebnis: 44,3 Prozent gehen fälschlich davon aus, dass zumindest eine gleich hohe Deckungssumme besteht. Gleich viele Befragte meinen, dass heimische Versicherungen eine höhere Deckung anbieten – was im Europa-Vergleich zwar nicht immer, aber zumindest häufig zutrifft.
Auch Mietwagenlenker sind betroffen
Das heißt, fast die Hälfte weiß nicht, dass sie nicht mit der gleichen maximalen Entschädigungshöhe rechnen kann, wenn an einem Unfall ein Kfz beteiligt ist, das in einem Land mit niedrigen Deckungssummen zugelassen ist. Denn es gelten immer die Versicherungssummen des Landes, in dem das Auto zugelassen ist.
Dies gilt im Übrigen auch bei Mietwagen. Wer im Ausland einen Wagen anmietet muss unter Umständen damit rechnen, dass die Deckungssumme der Kfz-Haftpflichtversicherung des Mietwagens nicht ausreicht, um einen Unfallschaden zu begleichen.
Der Mietwagenlenker müsste die Differenz aus der eigenen Tasche bezahlen. Um dieses Risiko auszuschließen, bieten viele Kfz-Versicherer in Österreich eine subsidiäre Lenker-Haftpflichtversicherung, welche die Haftpflichtsumme eines Mietwagens automatisch erhöht, teils gegen einen kleinen Aufpreis in der eigenen Kfz-Polizze mit an.
Bei manchen Ländern deutlich daneben getippt
Bei der Frage, in welchen Ländern ihrer Meinung nach eine höhere beziehungsweise niedrigere Deckungssumme als in Österreich besteht, lagen die Teilnehmer mit ihren Antworten in mehreren Fällen falsch. 55,5 Prozent glauben, dass die Mindestdeckung in der Schweiz höher ist als in Österreich. Tatsächlich liegt sie in der Schweiz umgerechnet aber nur bei etwas mehr als vier Millionen Euro.
Damit ist diese also deutlich unter den 5,8 Millionen Euro für Personen- und 1,2 Millionen Euro für Sachschäden pro Unfall, die in Österreich gemäß Paragraf 9 KHVG (Kraftfahrzeug-Haftpflicht-Versicherungsgesetz) mindestens gelten.
Mehr als 61 Prozent meinen, dass die niederländische Pflichtversicherungs-Summe über der österreichischen liegt – ebenfalls ein Irrtum: Sie liegt mit fünf Millionen Euro für Personen- und einer Million Euro für Sachschäden pro Unfallereignis unter der heimischen Deckungssumme.
Vorsorge beugt finanziellen Schwierigkeiten vor
Richtig lagen die Befragten bei ihrer Einschätzung, dass die gesetzliche Kfz-Haftpflicht-Mindestdeckung für Personenschäden in der Slowakei (2,5 Millionen Euro), in Russland (circa 5.000 Euro), Serbien (76.500 Euro) und Tschechien (rund 1,4 Millionen Euro) niedriger ist als hierzulande.
Die Umfrage zeigt, dass im Urlaub durchaus ein passender Versicherungsschutz notwendig ist, um nach einem Unfall, egal ob durch einen selbst oder durch einen anderen verursacht, nicht noch in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.
Zum einen sollte das eigene Fahrzeug oder auch der Mietwagen ausreichend versichert sein, zum anderen ist es wichtig, dass der Reisende und seine Mitreisenden im Falle einer Verletzung oder auch bei bleibenden Schäden finanziell abgesichert sind. Ein Versicherungsexperte hilft bei der Auswahl nach der passenden Absicherungslösung.