Wie die Österreicher die Gesundheitsversorgung beurteilen
(kunid) Grundsätzlich bewerten die meisten das Gesundheitssystem positiv: Vier Fünftel gaben an, damit zufrieden zu sein. Allerdings überwog die Zahl derer, die eine Verschlechterung orten, im Vergleich zu denjenigen, die eine Verbesserung des Systems wahrnehmen. Am unerfreulichsten empfinden viele die Selbstbehalte und die Länge der Wartezeiten.
Die Zufriedenheit der Österreicher mit dem Gesundheitssystem hat zuletzt etwas gelitten, wie aus der kürzlich vorgestellten Studie „Gesundheitsversorgung in Österreich“ – erstellt vom Institut für Strategieanalysen (ISA) im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit – hervorgeht. Die Studie basiert unter anderem auf Befragungen, die zwischen 2011 und 2013 durchgeführt wurden.
Während im Herbst 2011 noch 50 Prozent der Befragten erklärten, sehr zufrieden mit der Gesundheitsversorgung zu sein, waren es im Frühjahr 2013 noch 38 Prozent. Zeitgleich stieg die Zahl derer, die die Bewertung „eher zufrieden“ abgaben, von 37 Prozent im November 2011 auf 45 Prozent im April 2013. „Weniger Zufriedenen“ erklärten sich 2013 13 Prozent, das waren fünf Prozent mehr als noch im Oktober 2012. Mit „gar nicht zufrieden“ bewerteten drei Prozent die Gesundheitsversorgung.
27 Prozent orten Verbesserung, 35 Prozent Verschlechterung
Insgesamt bewegt sich somit die Zustimmung immer noch auf hohem Niveau: 83 Prozent bewerten die Gesundheitsversorgung grundsätzlich positiv. Am zufriedensten zeigten sich die Niederösterreicher (93 Prozent), am unzufriedensten die Oberösterreicher (84 Prozent).
Dennoch, bei der Frage, ob sich die Gesundheitsversorgung in den letzten Jahren verbessert oder verschlechtert hat, spiegelt sich der eingangs beschriebene Trend wider: Der Anteil jener, die bei der Entwicklung der Gesundheitsversorgung in den letzten Jahren eine Verschlechterung sehen, überwiegt mit 35 Prozent, denn nur 27 Prozent gaben an, dass sie eine Verbesserung erkennen konnten. 37 Prozent stellten keine Veränderung fest.
Selbstbehalte stören am meisten
Bei der Frage, was den Einzelnen am meisten am Gesundheitssystem stört, waren Mehrfachnennungen möglich. Am meisten ärgerte die Österreicher die Höhe der Selbstbehalte. Mit 20 Prozent der Nennungen sind Selbstbehalte der größte „Störfaktor“. Gesundheitsminister Alois Stöger kündigte anlässlich der Vorstellung der Umfrageergebnisse an, die Selbstbehalte „weiter reduzieren“ zu wollen.
Zweites Ärgernis: 18 Prozent beschwerten sich über zu lange Wartezeiten beim niedergelassenen Arzt. Mit einigem Abstand folgt auf Platz drei wieder ein Argument, bei dem es ums Geld geht: Die Aussage „Zwei-Klassen-Medizin – man muss die Behandlung selbst zahlen“ wird von zwölf Prozent genannt. Neun Prozent beklagten generell eine „schlechte Qualität der Versorgung“. Jeweils sechs Prozent sind der Ansicht, dass es zu wenige Fachärzte gibt und dass die Wartezeiten im Krankenhaus zu lang sind.
„Dringend notwendige Maßnahmen“
Als „dringend notwendig“ erachteten 64 Prozent der Befragten den Kampf gegen Arzneimittelfälschungen, 61 Prozent wollten strengere Regeln für Schönheitsoperationen. 60 Prozent nannten „transparente Wartelisten für Operationstermine“.
Unter den weiteren Wünschen findet sich etwa jener nach „gleichen Leistungen in Zahnambulatorien wie beim Zahnarzt“. 45 Prozent sprechen sich für eine „automatische jährliche Erhöhung des Gesundheitsbudgets“ aus. 39 Prozent halten die finanzielle Sanierung der Krankenkassen für dringlich. Ein dringendes Thema ist für 85 Prozent der Ausbau der Versorgung für psychische Krankheiten.
„Krankenkassen sind keine Sparkassen“
Stöger erklärte diesbezüglich, dass der Ausbau von Leistungen notwendig sei, denn die „Krankenkassen sind keine Sparkassen, sondern dazu da, die Österreicher mit Gesundheitsleistungen zu versorgen“. Durch die Gesundheitsreform sei mehr Geld für die Gesundheit sichergestellt.
Das Leistungsangebot solle vor allem im Bereich der psychischen Erkrankungen ausgebaut werden. In der Zahnmedizin sei bereits ein Ausbau erreicht worden, indem Zahnambulatorien „alle Leistungen der modernen Zahnmedizin“ anbieten können, so das Ministerium. „Auch in der Zahnmedizin ist ein weiterer Ausbau in den kommenden Jahren notwendig“, so Stöger weiter.
Unabhängig von der Kostenlage der gesetzlichen Krankenkassen
Wer unabhängig von der Kostenlage und den gesetzlich geregelten Leistungen der Krankenkassen eine bestmögliche Behandlung und mehr Komfort, beispielsweise durch kurze Wartezeiten auf einen Facharzttermin, wünscht, kann sich mit einer privaten Krankenversicherungs-Polizze absichern. Je nach Vertragsvereinbarung bietet eine entsprechende Polizze unter anderem eine freie Arztwahl, diverse Präventionsangebote, und/oder die Übernahme von Mehrkosten für Medikamente und Behandlungen, welche die gesetzliche Krankenkasse nicht zahlt.
Außerdem wird oftmals ein Versicherungsschutz im In- und Ausland angeboten. Des Weiteren ist eine Sonderklasse-Unterbringung und -Behandlung im Spital versicherbar. Je nach Vereinbarung hat man dadurch bei einem Spitalaufenthalt die freie Wahl bei Arzt, Chirurg und Ein- oder Zweibettzimmer, die Option auf ambulante Operationen und/oder auch die Möglichkeit, beim eigenen kranken Kind in der Klinik zu bleiben. Ein Versicherungsfachmann berät darüber, welche Polizze für die individuellen Wünsche und den notwendigen Bedarf passend ist.