Hohes Gesundheitsrisiko für Senioren im eigenen Haushalt
(kunid) Für viele Ältere wird die eigene Wohnung zur Todesfalle. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV). Beinahe jeden Tag stirbt ein Senior aufgrund eines Sturzes zu Hause. Das KFV zeigt, wie man den eigenen Haushalt sicherer machen kann.
Die Menschen im Land werden durchschnittlich immer älter. Doch „leider steigt mit zunehmendem Alter auch die Gefahr, einen Unfall zu erleiden. In Österreich verletzten sich im Jahr 2011 mehr als 148.000 Menschen über 65 Jahre so schwer, dass sie im Spital behandelt werden mussten“, erklärt Dr. Luciano Cirinà, Präsident des Verbandes der Versicherungs-Unternehmen Österreichs (VVO).
Von den täglich rund 400 verunfallten Senioren verunglückte beinahe die Hälfte in den eigenen vier Wänden. „Die Gefahr wird von vielen stark unterschätzt“, wie Dr. Cirinà zu bedenken gibt.
Pro Tag beinahe ein tödlicher Unfall eines Seniors zu Hause
Der Sturz ist das mit Abstand größte Unfallrisiko für ältere Menschen. Rund 85 Prozent der 148.000 verunfallten Senioren sind in den eigenen vier Wänden gestürzt.
„Betrachtet man die erschreckenden Unfallzahlen, so zeigt sich, dass mehr Menschen bei Stürzen verunfallen als im Straßenverkehr“, betont Dr. Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV).
Gravierend ist die Zahl der tödlichen Seniorenunfälle. Nach Angaben des VVO sind mehr als 40 Prozent der tödlichen Unfälle von Senioren Sturzunfälle. Allein in 2011 starben in Österreich 679 Menschen über 65 Jahre bei Stürzen – viele ereigneten sich in den eigenen vier Wänden.
Die gefährlichsten Wohnbereiche
Eine aktuelle Studie des KFV zeigt deutlich, dass der Stolperbereich Nummer eins im eigenen Zuhause mit 53 Prozent der Unfälle der Wohn- und Schlafbereich ist. Also jener Bereich, in welchem man sich am meisten bewegt. Hohe Sturzgefahr besteht auf Treppen im Innenbereich mit 15 Prozent der Unfälle, gefolgt von der Küche mit 14 Prozent.
Vor allem im Weg stehende Möbel (83 Prozent), fehlende Griffe oder Handläufe (79 Prozent) oder mangelnde Beleuchtung (77 Prozent) sind die häufigsten Ursachen und Stolperfallen, die zum Sturz führen. So waren beispielsweise in 60 Prozent der Wohnungen Kabel von Stehlampen nicht montiert und lagen auf dem Boden herum.
In 55 Prozent der Seniorenhaushalte stehen Teppichkanten und -ecken nach oben oder sind Teppiche nicht rutschfest angebracht.
Ordnung verhindert Stürze
„Stürze ziehen bei älteren Menschen oft drastische gesundheitliche Folgen nach sich. Abhängig von den Umständen des Unfalls kann es zum Beispiel zu Hüftfrakturen oder einem Schädelhirn-Trauma kommen“, wie Thann weiß.
Mit ein paar Maßnahmen könnte jedoch eine Vielzahl der Unfälle vermieden werden. So sollten unter anderem Fallrisiken wie gestapelte Zeitungen, Flaschen, Schuhe und vieles mehr, abgelegt am Boden oder auf Treppenstufen, vermieden werden.
Schnell hat man nämlich die am Boden oder an der Stufe liegenden Kleinigkeiten übersehen und fällt darüber. Zudem sollten Teppiche und Badvorleger rutschfest ausgelegt sein.
Stolperfallen vermeiden
Beseitigt werden sollten auch Stolperfallen, die sich erst im Laufe der Zeit ergeben. Beispiele sind hier ein Teppich, dessen Kanten nach einigen Jahren nicht mehr satt am Boden aufliegen, oder der Dielenboden, bei dem einzelne Dielen – da Holz seine Form mit der Zeit verändert – leicht nach oben stehen können.
Um das Hochstehen einer Teppichkante zu verhindern, lassen sich beispielsweise besondere Bodenleisten anbringen, die einen stolperfreien Übergang zwischen dem Teppich und dem Boden schaffen.
Auch quer durch den Raum verlegte Verlängerungskabel oder am Boden herumliegende Kabel von Elektrogeräten, Lampen oder Musikboxen können schnell zum Sturz führen. Zur unfallfreien Kabelführung gibt es zum Beispiel diverse Kabelkanäle, die sich sauber am Boden, beispielsweise direkt an der Boden-Wand-Kante, verlegen lassen.
Helligkeit und Gesundheit für mehr Sicherheit
Wichtig ist auch eine ausreichende Ausleuchtung der Räume. Gerade bei Dunkelheit werden viele Gefahren übersehen, die bei Helligkeit normalerweise kein Problem darstellen. Unverzüglich reagierende Lichtschalter oder auch rechtzeitig einschaltende Bewegungsmelder, die das Licht steuern, ermöglichen eine ausreichende Ausleuchtung. Bewegungsmelder eignen sich insbesondere für wenig benutzte Räume wie Keller und Dachboden sowie die entsprechenden Treppenauf- beziehungsweise abgänge.
Leuchtstreifen auf Stufen sorgen für eine gute Erkennbarkeit, selbst wenn man nicht mehr gut sieht. Auch die körperliche Fitness des Einzelnen spielt eine wichtige Rolle. Nach Aussagen des VVO können ausreichend Bewegung und regelmäßiger Sport sowie Gleichgewichtsübungen das Leben um viele Jahre verlängern und Unfälle verhindern.
„Wichtig ist, sich mit der Problematik des Älterwerdens auseinanderzusetzen, um sein eigenständiges Leben in den eigenen vier Wänden und seine Mobilität so lange wie möglich erhalten zu können“, betont Dr. Cirinà. Weitere Tipps für einen seniorengerechten Haushalt bietet der KFV mit einer kostenlos im Internet herunterladbaren Checkliste und einer 22-seitigen Broschüre mit dem Titel „Sicherheit zu Hause – Tipps gegen Unfälle in der zweiten Lebenshälfte“.