Damit das Skivergnügen nicht zum Desaster wird

Damit das Skivergnügen nicht zum Desaster wird

(kunid) Obwohl Wintersport eigentlich gesund ist, schätzen viele die häufigsten Unfallursachen falsch ein und begeben sich dadurch in große Gefahr. Denn nach Angabe des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) sind nicht schlechte Pistenverhältnisse, Lawinen oder Zusammenstöße mit Pistenrowdys der Grund für die meisten Unfälle. Bei 93 Prozent aller Wintersportunfälle gibt es kein Fremdverschulden, sondern oftmals sind mangelnde körperliche Fitness und Selbstüberschätzung des Verletzten der Unfallgrund.

Nach Angaben des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) zeigen die Unfallstatistiken, dass mehr als 80 Prozent der verletzten Wintersportler beim klassischen Skilauf und beim Snowboarden verunfallen.

„Über 500 Millionen Wintersportbegeisterte werden von Österreichs Seilbahnen jährlich befördert. Auch heuer werden davon wieder unzählige ihre Semesterferien anstatt auf der Piste im Krankenhaus verbringen. Im Jahr 2010 verletzten sich rund 10.700 Skifahrer und 2.800 Snowboarder auf Salzburgs Pisten so schwer, dass sie im Spital behandelt werden mussten“, so Dr. Rainer Kolator, KFV-Landesstellenleiter in Salzburg.

Er betont weiter: „Doch nicht schlechte Pistenabsicherungen oder gewaltige Lawinen sind der Grund für die große Anzahl der Unfallopfer, sondern die Skifahrer und Snowboarder selbst“.

Selbst Schuld

Entsprechend einer aktuellen Erhebung des KFV werden die Unfallursachen oftmals falsch eingeschätzt. Beispielsweise werden Schlechtwetter und schwierige Pisten von den befragten Wintersportlern als mögliche Unfallursachen deutlich überbewertet, während die Gefahr eines Unfalles ohne Fremdverschulden stark unterschätzt wird. Tatsächlich sind die meisten Unfälle in der Regel auf Übermüdung und Selbstüberschätzung zurückzuführen.

„Sieben Prozent der Unfälle von Skifahrern oder Snowboardern pro Jahr waren auf direkte Zusammenstöße zwischen Pistenbenutzern zurückzuführen. Rund 93 Prozent aller Wintersportunfälle sind Alleinunfälle. Die häufigsten Gründe sind hierbei eine gewisse Selbstüberschätzung und oftmals mangelnde körperliche Fitness. Untersuchungen des KFV belegen, dass sich 67 Prozent der Skiunfälle am Nachmittag infolge von aufkommender Müdigkeit, mangelnder Konzentration und Kraftlosigkeit ereignen“, erklärt Dr. Kolator.

Nach Ansicht des KFV-Landesstellenleiters zeigen diese Zahlen, dass es essenziell ist, sich konditionell immer gut auf den Winter vorzubereiten.

Defensive ist gefragt

Wie im Straßenverkehr sollte auch auf der Piste defensiv gefahren werden. „Skifahren sollte vor allem eines sein: Spaß! Deshalb ist es wichtig, dass die Anforderungen der Piste immer dem eigenen Fahrkönnen entsprechen. Wer seine Fähigkeiten überschätzt und zu hohe Leistungsansprüche an sich selbst stellt, erhöht sein Verletzungsrisiko deutlich“, so Salzburgs Sportreferent LH-Stv. Mag. David Brenner.

Er führt weiter aus: „ Regelmäßige Pausen beugen Übermüdung und Überforderung vor. Kommt es auf der Piste dennoch zu einem Unfall, sichern Sie die Unfallstelle ab, leisten Sie Erste Hilfe und alarmieren Sie die Rettung.

Gerade das Tragen von entsprechender Schutzausrüstung wie zum Beispiel eines Helmes ist besonders wichtig und kann vor schweren Verletzungen schützen. Umso erfreulicher ist, dass schon rund 98 Prozent der unter Siebenjährigen mit Schutzhelm auf den Pisten unterwegs sind.“

Expertentipps

Der KFV gibt nachfolgend konkrete Sicherheitstipps, die helfen sollen, Wintersportunfälle zu vermeiden:

  • Wichtig ist die Rücksichtnahme auf andere Skifahrer und Snowboarder.
  • Zudem sollte auf Sicht gefahren werden, das heißt, die Geschwindigkeit und Fahrweise sollte man dem Können und den Gelände-, Schnee- und Witterungsverhältnissen sowie der „Verkehrsdichte“ anpassen.
  • Kommt man als Skifahrer beziehungsweise Snowboarder von oben, muss man die Fahrspur so wählen, sodass davor fahrende Skifahrer und Snowboarder nicht gefährdet werden. Überholt werden darf von allen Seiten, doch immer mit ausreichend großem Abstand zu anderen Wintersportlern.
  • Wer bergab fährt, hat Vorfahrt. Grundsätzlich sollte man immer nach oben und unten schauen, wenn man in einen Hang einfahren, nach einem Halt wieder anfahren oder hangaufwärts abschwingen will. Skifahrer oder Snowboarder, die den Pistenhang aufsteigen oder zu Fuß absteigen, sollten ausschließlich den Rand der Abfahrt benutzen.
  • Das Anhalten an unübersichtlichen Stellen einer Abfahrt ist nur bei Notfällen zulässig und bei einem Sturz muss der Ort so schnell wie möglich verlassen werden. Es sollte immer nur am Pistenrand stehen geblieben werden.
  • Die Markierungen und Signale der Piste sind stets zu beachten.
  • Kommt man zu einem Unfall, muss man Hilfe leisten. Zudem sollte auch ein Fehlverhalten eines anderen auf der Piste gemeldet werden. Ist beispielsweise ein Wintersportler auf der Piste offensichtlich alkoholisiert oder begeht jemand nach einem Ski- oder Snowboardunfall Fahrerflucht, ist die Pistenaufsicht oder die Polizei zu verständigen.
  • Beim Wintersport sollte auf den Alkoholkonsum verzichtet werden.
  • Wer im Alltag eine Sehhilfe benötigt, sollte auch beim Wintersport entweder Kontaktlinsen oder eine optische Sportbrille verwenden. Kontrastverstärkende Sonnenschutzfilter und Anti-Anlauf-Beschichtungen sorgen außerdem für mehr Sicherheit.
  • Die Ski- oder Snowboardausrüstung sollte jährlich beispielsweise durch ein Fachgeschäft kontrolliert und instand gehalten werden. Zudem lassen sich sich mit einem Sturzhelm Kopfverletzungen vermeiden oder zumindest mildern.

Die Gefahr im Abseits

Auch wenn die Mehrzahl der Unfälle nicht durch Lawinen verursacht wird, sind diese unkontrollierbaren Schneewalzen in jeder Wintersaison die größte Gefahr für Wintersportler, die abseits der gesicherten Pisten unterwegs sind.

„Durchschnittlich gibt es in Österreich rund 100 Lawinenunfälle. Alleine ein Drittel der Opfer ist durch das Variantenfahren zu beklagen. Selbst wenn man sich in der Nähe der Skigebiete bewegt, ist man im freien ungesicherten Skiraum unterwegs: sorgfältige Routenplanung und das Mitführen von Schutz- und Notfallausrüstung sind unabdinglich!“, erklärt Dr. Karl Gabl, Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit.

Daher sollte beim Skitourengehen als auch beim Variantenfahren der Lawinenlagebericht und die Einschätzungen der Experten beachtet sowie die klassische Lawinenausrüstung immer mitgeführt werden.

Die richtige Lawinenausrüstung

Zu einer solchen Ausrüstung gehört ein Lawinen-Verschütteten-Suchgerät – auch LVS-Gerät oder Lawinenpieps genannt –, eine Lawinenschaufel, eine Lawinensonde, ein Handy und ein Erste-Hilfe-Paket.

Idealerweise sollte man auch einen Lawinen-Airbag dabei haben, um für den Notfall gerüstet zu sein. „Falsche Bequemlichkeit verbunden mit geringer Erfahrung, mangelnder Planung einer Tour, schlechter Ausrüstung und fehlenden Suchstrategien hat völlig umsonst so manches Menschenleben gefordert. Professionelle Tourengeher oder Variantenfahrer sind niemals alleine unterwegs und überqueren Hänge in größeren Abständen. Außerdem zeichnet sie die Bereitschaft zur Umkehr aus“, betont Gabl.

Grundsätzlich ist es beim Wintersport zudem wichtig, richtig versichert zu sein. Mit den richtigen Polizzen, wie mit einer Privathaftpflicht-, einer Berufsunfähigkeits-, einer Unfall- und einer Auslandsreise-Krankenversicherung lassen sich mögliche Einkommenseinbußen, Schadenersatzzahlungen oder sonstige Probleme nach einem Pistenunglück absichern. Ein Versicherungsfachmann hilft dabei, den individuell richtigen Versicherungsschutz zu finden.


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