Krankenkassen drehen ins Plus

Krankenkassen drehen ins Plus

(kunid) Die Sanierung der Krankenkassen zeigt Erfolg: Im Vorjahr haben alle ausgeglichen oder positiv bilanziert. Auch der einst hohe Schuldenberg schrumpft, drei Kassen sitzen allerdings noch auf Schulden von insgesamt rund 300 Millionen Euro. Und: Eine langfristige Gesundung hängt an der Umsetzung der Spitalsreform, mahnt der Hauptverband.

Die „kranken Kassen“ waren noch 2009 ein Sorgenkind mit hohem Konsolidierungsbedarf gewesen. Wobei diese Tatsache niemanden überraschen durfte: Während zwischen 1976 und 2003 die Sozialbeiträge um das Fünffache stiegen, erhöhten sich die betreffenden Ausgaben um das Sechsfache. Dies geht aus einer Arbeit von Johannes Riegler von der Medizinischen Universität Graz hervor.

Dank einer sich kurzfristig erholenden Wirtschaft und satter Bundeszuschüsse konnten einzelne Versicherungsträger schon 2010 schwarze Zahlen vermelden. Insgesamt verzeichneten die Krankenkassen ein Plus von 362 Millionen Euro, dem standen aber Schulden von über einer halben Milliarde gegenüber. Und die Sozialversicherungs-Anstalt der gewerblichen Wirtschaft schrieb 2010 noch rote Zahlen in Höhe von fast 15 Millionen Euro.

Erfolgreiche Trendwende

Für 2011 meldet der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungs-Träger nun, dass alle Krankenkassen den Turnaround geschafft haben.

Konkret bedeutet dies, dass sie mit positiven Jahresabschlüssen oder zumindest einer ausgeglichenen Bilanz rechnen dürfen.

Hauptverbands-Vorsitzender Hans Jörg Schelling führt das positive Vorjahresergebnis darauf zurück, dass „es den Kassen gelungen ist, ihre Finanzgebarung ohne Leistungs-Einschränkungen für die Versicherten und ohne Honorarkürzungen für die Vertragspartner zu konsolidieren.“

Harte Zahlen

Im abgelaufenen Jahr erwirtschafteten die 19 gesetzlichen Krankenversicherungs-Träger bei einem Gesamtbudget von rund 15 Milliarden Euro einen Überschuss von 240 Millionen. In diesem „Gewinn“ stecken allerdings auch 40 Millionen aus dem Kassen-Strukturfonds der Bundesregierung. Und somit Steuergeld.

Die Gesamtschulden der Krankenkassen hatten 2009 über eine Milliarde Euro betragen. Mit Ende 2010 war dieser Schuldenberg – auch durch großzügige Staatshilfe – auf 562 Millionen abgetragen worden, in das heurige Jahr mussten nur noch Altlasten in Höhe von rund 300 Millionen mitgeschleppt werden.

Diese Schulden liegen allerdings auf den Schultern von nur drei Instituten: Alleine die Wiener Gebietskrankenkasse, die 2011 mit einem zarten Plus von 6,3 Millionen Euro abschloss, verantwortet davon 235 Millionen Euro.

Sparerfolge und Stolperfallen

Die großen Brocken im Budget der Krankenversicherungs-Träger sind Personal, Medikamente und Spitalserhaltung. Nach jährlichen Kostensteigerungen bei Medikamenten von sieben bis neun Prozent in den Jahren 2007 und 2008 wurde bei diesem Kostenfaktor recht erfolgreich auf die Bremse getreten, heißt es aus dem Hauptverband.

Die Personalkosten konnten demnach ebenfalls in einem angesichts der Mehreinnahmen verträglichen Rahmen gehalten werden. Hart wird in Zukunft wohl um die unter Länderhoheit geführten Spitäler gestritten werden. Denn spätestens beim alle vier Jahre stattfindenden Finanzausgleich versuchen die Bundesländer, möglichst viel Geld für ihre Gesundheitsstrukturen zu bekommen.

Bei geplanten Einsparungen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro bis 2016 und einem Sparpaket-Beitrag der Sozialversicherungen von 1,372 Milliarden sind spannende Verhandlungen garantiert.

Einer spart, der andere gibt aus?

Weder positive Jahresergebnisse aller Kassen, noch die recht unterschiedliche Performance der Kassen untereinander sollten aber zu Begehrlichkeiten führen. Damit ist sowohl die Versuchung gemeint, von gut wirtschaftenden zu „notleidenden“ Kassen umzuverteilen. Gleichermaßen betrifft dies das Verhältnis von Ländern zu Kassen. „Sonst wird der bestraft, der gut gewirtschaftet hat“, heißt es vom Hauptverband.

Unter diesem Aspekt muss wohl auch der Appell von Hans Jörg Schelling an alle Verantwortlichen in Bund und Ländern gesehen werden, die Gesundheitsreform umzusetzen: „Mit dem vereinbarten Kostendämpfungspfad von 3,5 Milliarden Euro ist ein wichtiger Schritt gesetzt worden, um auch im Spitalsbereich die Kostenentwicklung in den Griff zu bekommen. Und um das System nachhaltig finanzierbar zu halten, so wie das die Krankenversicherungs-Träger bereits vorexerziert haben.“

Interessantes Detail: Laut Hauptverband sind die Gesundheits- und Spitalskosten in Ostösterreich pro Kopf am höchsten und die Lebenserwartung im Bundesvergleich am niedrigsten.

Individuelle Wünsche

Wer sich im Krankheitsfall nicht nur mit den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung zufrieden geben will und für sich eine optimale Behandlung sowie besten Komfort wünscht, kann zusätzlich eine private Krankenversicherungs-Polizze abschließen.

Eine private Absicherung bietet je nach Vertragsvereinbarung viele Vorteile: eine freie Arztwahl, diverse Präventionsangebote, Versicherungsschutz auch im Ausland und die Übernahme von Mehrkosten für Medikamente und Behandlungen, welche die gesetzliche Krankenkasse nicht zahlt.

Auch eine Sonderklasse-Unterbringung und -Behandlung im Spital ist versicherbar. Je nach Vereinbarung hat man dadurch bei einem Spitalaufenthalt die freie Wahl bei Arzt, Chirurg und Ein- oder Zweibettzimmer, die Option auf ambulante Operationen und/oder auch die Möglichkeit, beim eigenen kranken Kind in der Klinik zu bleiben. Für eine maßgeschneiderte und bedarfsgerechte Lösung empfiehlt sich eine fachkundige Beratung bei einem Versicherungsfachmann.


Allgemein
Kommentare sind geschlossen.