Immer mehr Zahlungsunwillige in Österreich
(kunid) Der Anteil der Zahlungsausfälle am Gesamtumsatz ist 2011 um 0,3 Punkte auf 2,3 Prozent gestiegen. Die durchschnittliche Zahlungsdauer hat sich ebenfalls erhöht: Bei Privatkunden stieg sie von sechs Tagen auf elf. 45 beziehungsweise 43 Prozent der Unternehmer bewerteten die Relevanz der Risikoszenarien „Einkommensverlust“ und „Liquiditätsengpass“ als mittel bis hoch.
Erhebliche Belastungen durch Forderungsausfälle und -verzögerungen haben den österreichischen Unternehmen auch in der zweiten Jahreshälfte 2011 zu schaffen gemacht. Damit hat sich ein Trend fortgesetzt, der zuvor schon zu beobachten war. Das teilt die Intrum Justitia GmbH, ein auf Credit-Management- und Inkasso-Dienstleistungen spezialisiertes Unternehmen, mit.
Laut dessen Statistik stieg der Prozentsatz der Zahlungsausfälle am Gesamtumsatz im Vergleich zu 2010 um 0,3 Punkte auf 2,3 Prozent. Damit liegt er deutlich über dem Niveau der Jahre 2008 und 2009, wo er 2,1 beziehungsweise zwei Prozent betrug.
Zahlungsdauer bei Privaten gestiegen
61 Prozent der ausstehenden Forderungen waren bis zu 30 Tage überfällig, 30 Prozent der Außenstände bewegten sich im Zeitraum zwischen 31 und 90 Tagen. Neun Prozent der Zahlungen standen seit mehr als 90 Tagen aus.
Die Statistik zeigt auch eine Erhöhung für die durchschnittliche Zahlungsdauer von Privatkunden: Sie verschlechterte sich fast auf das Doppelte, von sechs Tagen im Jahr 2010 auf elf im Jahr 2011. Auch die Zahlungsfreudigkeit öffentlicher Institutionen hat laut dem Index nachgelassen. Sie nahm um durchschnittlich fünf Tage auf insgesamt 19 zu. Für den Bereich der Geschäftskunden ermittelte die Studie im gleichen Zeitraum ebenfalls eine Zunahme. Die durchschnittliche Dauer erhöhte sich von elf auf zwölf Tage.
Eine „klare Zäsur“ im Zahlungsverhalten der Unternehmen in der zweiten Hälfte 2011 – sowohl innerhalb als auch außerhalb Europas – hatte kürzlich ein Kreditversicherer gemeldet. Dabei habe es einen starken Anstieg von Nichtzahlungen gegeben. Für das gesamte Jahr 2011 verzeichnete der Versicherer weltweit einen 19-prozentigen Anstieg bei Zahlungsausfällen, in der Eurozone sogar eine Steigerung um 28 Prozent.
Für knapp jeden Zweiten von mittlerer bis hoher Relevanz
Was die Konsequenzen von Zahlungsausfällen betrifft, belegen die Daten des Credit-Management- und Inkasso-Dienstleisters eine kritische Einschätzung: 45 beziehungsweise 43 Prozent der Unternehmer bewerteten die Relevanz der Risikoszenarien „Einkommensverlust“ und „Liquiditätsengpass“ als „mittel“ bis „hoch“, was einem Rückgang gegenüber 2010 entspricht.
Der Faktor „Existenzbedrohung“ bleibt mit 17 Prozent in etwa auf dem Level des Vorjahres. Die erhobenen Daten zum Einzelaspekt „Wachstumshemmnis“ weisen zudem aus, dass rund 23 Prozent der befragten Unternehmer diese Gefahr für bedeutend halten.
Zwei Drittel vermuten absichtlichen Zahlungsverzug
Die Statistik des Dienstleisters lieferte auch Daten zu den Hauptursachen ausbleibender Zahlungen. Die Veränderungen zu den beiden Vorjahren fallen relativ geringfügig aus: Rund 82 Prozent gaben an, dass die Schuldner aufgrund eigener finanzieller Schwierigkeiten nicht zahlungsfähig seien. Dennoch rechnen 65 Prozent der Unternehmer mit „absichtlichem Zahlungsverzug“.
Andere Faktoren, darunter Streitigkeiten zwischen Schuldner und Gläubiger beziehungsweise „administrative Ineffizienz“, fallen der Untersuchung zufolge weniger stark ins Gewicht.
Schutz gegen Forderungsausfälle
Grundsätzlich ist es für jedes Unternehmen sinnvoll, Sicherungsmaßnahmen zu treffen, um Forderungsausfällen vorzubeugen. Es gibt beispielsweise diverse Anbieter, die die Bonität des möglichen Kunden vor der Auftragsannahme überprüfen. Doch auch die Versicherungsbranche bietet einige Lösungen, um das Risiko zu minimieren.
Eine Forderungsausfall-Versicherung, die auch Kredit- oder Warenkredit-Versicherung genannt wird, springt zum Beispiel ein, wenn berechtigte und nachweisliche Forderungen aus Warenlieferungen oder aus Werks- und Dienstleistungen in einem bestimmten Zeitraum nicht bezahlt werden. Je nach Vertragsvereinbarung wird der Versicherer auch bereits vorher, beispielsweise durch die Übernahme von Kreditprüfungs- und Überwachungsaufgaben, tätig.