Trübe Aussichten durch mangelnde Solidarität und Vorsorge

Trübe Aussichten durch mangelnde Solidarität und Vorsorge

(kunid) Bis 2030 steigt der Anteil der 65- bis 79-Jährigen um 47 Prozent. Aktuell liegt der staatliche Anteil an der Pension bei 91 Prozent. Nur 25 Prozent der Betriebe treffen laut einer aktuellen Studie eines Versicherers Vorsorgemaßnahmen für Mitarbeiter. Bei der Eigenvorsorge zählt Österreich zudem zu den EU-Schlusslichtern. Und: 2030 werden nach Studienumfrage die Jungen nicht mehr den Großteil ihrer Steuern für die Pensionen ausgeben wollen – nur vier Prozent der Befragten glauben noch das Gegenteil. Dass die Generationen einander gegenseitig helfen, daran halten nur drei Prozent fest.

Laut Daten der Statistik Austria entwickelt sich in den kommenden rund zwanzig Jahren die Altersstruktur klar zu den älteren Menschen: Aktuell sind 23 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt, 2020 liegt dieser Anteil bei etwa 26 Prozent, ab 2030 bereits bei über 30 Prozent. Die Zahl der 30- bis 54-Jährigen, im zentralen Erwerbsalter stehend, werde allerdings 2030 um sieben Prozent geringer sein als 2010.

Der Bevölkerungsanteil der 65- bis 79-Jährigen werde 2015 um neun Prozent größer und 2020 um 14 Prozent gestiegen sein, 2030 werde er bei 1,52 Millionen Menschen liegen – eine Steigerung von 42 Prozent. Auch die Altersgruppe 80 plus wird zulegen: Für 2030 rechnen die Statistiker mit 635.000 Menschen und damit mit einer Steigerung um 57 Prozent.

Wachsende Pensionslücke

Die Pensionslücke, also die Differenz zwischen letztem Aktiveinkommen und der staatlichen Pensionsleistung, sei von 1989 bis 2011 um 15 Prozent größer geworden, wie der Vorstandsvorsitzende und Generaldirektor des Versicherers, der die Studie in Auftrag gegeben hat, betont. Als Beispiel führt er eine Berechnung des Fachverbands der Pensionskassen an. Demnach habe ein bei der österreichischen Pensionsversicherung Versicherter mit einem Jahres-Letztbezug von 42.000 Euro netto bei Pensionsantritt 1989 noch 30.392 Euro Rente bekommen, 2011 seien es nur mehr 23.375 Euro jährlich.

In anderen Ländern wird bereits versucht, diese Lücke durch betriebliche und private Vorsorgemodelle zu füllen. In Finnland etwa habe eine massive Strukturreform im Jahr 2005 die Weichen für die Zukunft gestellt. Wie der Vorstandsvorsitzende erklärt, hat man hier durch Vereinheitlichung des Pensionssystems verbunden mit einer sukzessiven Anhebung der Erwerbstätigen-Quote den Versuch gestartet, das Problem in den Griff zu bekommen, was sich nun auch bereits positiv bemerkbar macht.

Staatlicher Anteil weit über EU-Durchschnitt

Tatsächlich ist in Österreich der staatliche Anteil an der Alterspension im Vergleich enorm hoch, er liegt bei 91 Prozent, jener der betrieblichen Vorsorge bei vier Prozent, bei der Eigenvorsorge sind es fünf Prozent. Zum Vergleich: In Frankreich ist das Verhältnis beispielsweise 51:34:15, in den Niederlanden 50:40:10.

Auch in Deutschland ist der Anteil der betrieblichen Vorsorge mit fünf Prozent höher, ebenso jener der Eigenvorsorge mit zehn Prozent. Der Anteil des Staates liegt bei 85 Prozent. Während in Österreich nach Studienangaben lediglich 25 Prozent der österreichischen Betriebe Vorsorgemaßnahmen für ihre Mitarbeiter treffen, hätten im EU-Schnitt 52 Prozent der Arbeitnehmer Anspruch auf eine betriebliche Pension.

Eigenvorsorge: Österreich unter den Schlusslichtern

Auch bei der Eigenvorsorge hinken die Bürger hierzulande laut Studienberechnungen und Daten eines Rückversicherers hinterher: 143 Euro wendet demnach jeder Einzelne monatlich für seine Altersvorsorge auf, im EU-Schnitt sind es 199 Euro im Monat, also um über 30 Prozent mehr. Nur in Spanien und Griechenland wird weniger ausgegeben.

In Deutschland und Portugal fließen pro Kopf 157 Euro monatlich in Lebensversicherungen. Am meisten würden die Dänen mit 442 Euro monatlich, die Briten mit 408 Euro und Schweizer mit 394 Euro pro Monat und pro Kopf in Lebensversicherungen investieren, so die Studienautoren. Selbst Länder mit traditionell starken Sozialsystemen wie Schweden und die Niederlande würden mit 311 Euro beziehungsweise 237 Euro deutlich vor Österreich liegen, wie der Vorstandsvorsitzende zu bedenken gibt.

Junge werden nicht mehr zahlen wollen

Gemäß einer ebenfalls kürzlich veröffentlichten Erhebung, glauben nur mehr sechs Prozent der Österreicher, dass die gesetzliche Altersvorsorge sicher ist. Bei der Umfrage 2010 waren es noch zwölf Prozent.

Zudem meinen nur vier Prozent der Befragten, dass es für die junge Generation in Ordnung sein wird, wenn ein Großteil ihrer Steuerleistung in die Pensionen der Älteren fließt, 14 Prozent halten das für wahrscheinlich. Allerdings sind 51 Prozent anderer Meinung.

Wenig Optimismus

47 Prozent der Befragten gehen sicher davon aus oder halten es zumindest für wahrscheinlich, dass jüngere Menschen sich nicht mehr in der Lage sehen werden, ihre Eltern zu unterstützen – diese werden im Alter auf sich allein gestellt sein. Nur 14 Prozent denken, dass dieses Szenario unwahrscheinlich beziehungsweise ausgeschlossen ist.

39 Prozent glauben, dass sich das gesetzliche System (wahrscheinlich) ändern wird und nicht mehr die Jungen für die Pensionisten zahlen, sondern jeder erhält, was er einzahlt. Ganze 65 Prozent gehen zudem davon aus, dass Pensionisten ohne Zuverdienst nicht auskommen werden. Über ein Drittel nimmt an, dass man bis ins hohe Alter arbeiten wird und es einen „Ruhestand“ wie bisher nicht mehr geben werde.

Der Weg zur individuell passenden Absicherung

Wie sich die individuelle finanzielle Situation für den Einzelnen im Alter darstellt, sollte grundsätzlich jeder wissen, um unangenehme Überraschungen auszuschließen und notfalls frühzeitig vorsorgen zu können. Hilfe dabei gibt es vom Versicherungsfachmann. Er ermittelt dafür nicht nur die voraussichtliche Lücke zwischen staatlicher Pensionsleistung und letztem Aktiveinkommen, sondern berücksichtigt auch die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse des Einzelnen.

Zudem berät er, welche Lösungen eventuell für eine passende Altersabsicherung sinnvoll sind. Selbst wer glaubt, hierfür keinen finanziellen Spielraum zu haben, sollte einen Versicherungsexperten zur Rate ziehen, denn manche Möglichkeiten erschließen sich erst nach einer gründlichen Analyse.


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